reisenzeigen --- HOMEPAGE   INFO 
  Startseite 
      31116 Bilder   2264 Berichte
   

 
  THEMEN
ABENTEUER
KLETTERN
MOTORRAD
PROMIS
RADFAHREN
RAUMFAHRT
SAFARIS
STRÄNDE
STÄDTE
TSUNAMIspezial
TAUCHEN
TIERE
VIDEOS
WANDERN
WELTREISE
WINTER / SKI
WITZIGE BILDER
  SERVICE
aktuelle Nachrichten


Endlich sind wir da: am Ufer des 4000m hoch gelegenen tiefblauen Titicaca-See. Ein unbeschreibliches Gefühl, hier am Ufer ein Camp für die Nacht zu finden, im Hintergrund die Schneegipfel der Anden. , Reiseberichte, Fotos, Bilder, Reiseinformation, Reisetipps weltweit. Schreiben Sie Ihren Reisebericht. Zeigen Sie Fotos und Bilder online. Reiseerfahrung mit anderen teilen!
  Aktuelle Reiseberichte   mehr...6 Bilder | keine Bilder | alle Berichte dieses Autors 
Bild Nr. 6211 - 856 mal gesehen.Bild Nr. 6212 - 528 mal gesehen.
  

Titicaca-See: Im Grenzgebiet zwischen Bolivien und Peru

Am Titicaca-See - ausführlicher Bericht Teil 2

Ein kleiner Indiobub treibt zwei Schweine die Kirchentreppe hoch: eine Abkürzung auf dem Weg nachhause. Das Innere der Kirche ist nicht zu betreten, Einsturzgefahr. Der Blick auf den nahen Titicaca-See jedoch ist wunderschön. Die Traurigkeit jedoch über den Verlust all
jener vielen und unwiderbringlichen Kunstschätze läßt er nicht vergessen.

Wir fahren weiter. Auf den Besuch der vierten Kirche in Juli möchten wir verzichten.
Es geht in Richtung Puna, der größten Stadt am Ufer des Titicacasee.

Zunächst interessieren wir uns sehr für die eigenartigen Chullpas bei der Ortschaft Sillustani an dem kleinen Umayo-See. Sie sind leicht zu finden!
Wenn man auf der gut asphaltierten Straße von Puno am Titicaca-See nach Norden Richtung Juliaca fährt, verläßt man sie nach etwa 20 km und wendet sich nach Westen. Es ist eine liebliche Gegend mit sanften Hügeln und grünem Weideland. Trotz der Höhe. Unvermittelt taucht ein kleiner See auf mit mehreren Landzungen. Die Straße endet vorerst an einer Schranke, man zahlt Eintritt und darf dann noch ein Stück
weiterfahren bis zu einem Parkplatz. Er liegt am Fuß eines Hügels, der sich wie eine Halbinsel in den See vorschiebt. Hier auf dieser Erhebung finden sich unterschiedlich große, vielgestaltige kleine und daneben exakt gemauerte große Türme. Das höchste Gemäuer dürfte etwa 12 m hoch sein. Die Stein-Quader sind
exakt behauen, ausgesprochen farbenfroh und lebendig. An einigen Stellen kann man in das Innere schauen: leere Kammern.

Wir stehen vor den “Chullpas”, den Grabtürmen der Aymara-Indianer. Sie stammen aus der Vor-Inkazeit. Die Forscher meinen, daß dort hochstehende Persönlichkeiten beigesetzt
worden sind, mitsamt ihren noch lebenden Familienangehörigen.....Vor noch nicht allzulanger Zeit entdeckte man in den Türmen überreichlich Grabbeigaben, Goldschätze, Schmuck, Opfergefäße. Ein Großteil wurde
von Grabräubern geplündert.

Die Sonne meint es gut mit uns! Wir können die Monumente aus allen Richtungen betrachten und
photographieren. Sehr ausgiebig wandern und spazieren wir auf dem Grab-Hügel der Aymara-Indianer herum, er wirkt wie ein großer Naturpark.

Unter uns auf dem kleinen See schwimmen winzige Fischerboote. Indio-Frauen waschen am Ufer ihre bunte Wäsche. Und die Souvenirverkäufer am Ende des Rundganges warten auf uns, ihre Opfer....
Wir handeln wieder, wählen aus, feilschen und haben dann wieder einmal viel mehr in unseren Kisten zu verstauen, als wir ursprünglich wollten.

Zurück zum Titicaca-See!
Wir haben viel gelesen und gehört von den “schwimmenden Inseln” und ihren Bewohnern, den Uros, die sich auf den Schilfinseln ihre Wohnhütten aus Schilf gebaut haben und das auch heute noch tun. Wie seit Jahrhunderten flechten sie ebenfalls auch heute noch ihre schmalen Boote aus Schilf. Die gleichen Schilfboote übrigens, die sich Thor Heyerdahl zum Vorbild für seine Fahrt zur Osterinsel genommen hat.
Und sie fangen Fische wie eh und je als eines ihrer Hauptnahrungsmittel aus dem Titicacasee. Dabei lebten sie bis vor noch nicht allzu langer Zeit völlig versteckt und zurückgezogen.
Seit jedoch der Fremdenverkehr zugenommen hat und sich typische Handarbeiten der Inselbewohner wie Schmuck, Decken, Pullover und Wandbehänge zunehmend großer Beliebtheit als Reise-Souvenirs erfreuen, haben auch die Uros die Zeichen der Zeit erkannt und den Tourismus zu einem gewinnbringenden Erwerbszweig gemacht. Eine Bootsfahrt zu den Uro-Indianern gehört daher heute zum Standardprogramm eines jeden Peru-Reisenden. Gleichzeitig hat allerdings das Leben auf den schwimmenden Schilfinseln viel von seiner Ursprünglichkeit verloren.

Dennoch: mit großer Freude haben wir das Angebot von Pedro angenommen, gemeinsam mit ihm und
seinen beiden älteren Buben im VW von Juliaca, wo wir einige Tage bei ihm zu Besuch sind, nach Puno zum Hafen zu fahren und von dort mit dem Boot auf die Inseln. Von Pedro und seiner Familie werde ich gleich berichten! Zunächst jedoch sind wir auf Anfahrt zum Titicaca-See, um die Schilfinseln zu besuchen.

Glücklicherweise ist es halb bewölkt, halb sonnig, mit einem kurzen Schauer zwischendurch: kurz, ein gutes See- und Photographier-Wetter.
In den Ferien- und Touristenzeiten sollen täglich über 1000 Schaulustige die Inseln überschwemmen. Heute dümpeln 20, 30 Boote am Hafen und warten auf Kunden. Es sind an diesem Tag nur ganz wenige Besucher zu sehen und wir können uns für nur 70 Soles (entsprechend etwa 35 DM) ein kleines Motorboot für uns
mieten, das dann langsam los-tuckert. Zunächst geht es durch einen Rasen von Wasserlinsen und Algen, dann ein Stück über den See, wobei wir recht bald an ersten Schilfinseln vorbeikommen. Sie sind ein Vogelparadies!

Schließlich steuern wir eine flache Insel an. Der Boden der Insel gibt tatsächlich etwas nach und federt, wenn wir aussteigen und über den schwankenden Boden laufen. Es ist, als würde man über einen torfartigen oder sumpfigen Grund gehen. Mehrere Stroh- bzw. Schilf-Hütten sind im Geviert aufgestellt und markieren einen kleinen Innenhof. In den Hütten hängen Wandteppiche, Strickwaren und weitere Handarbeiten. Die Indianerfrauen bieten ihre Schätze mit spanischen und englischen Sprach-Brocken an.
Das Handeln und Feilschen nimmt kein Ende. Ich fliehe für einige Minuten auf einen schwankenden und windig (mit Schilf!!) zusammengebundenen etwa 5 m hohen “Aussichtsturm”. Er gestattet einen “Blick hinter die Kulissen”. Zunächst sehe ich, daß es sich wirklich um ein winziges Inselchen handelt, auf dem wir uns befinden. Ich schätze, es hat etwa die gleiche Ausdehnung wie ein durchschnittlicher Garten in einer
Laubenkolonie und damit etwa die Größe eines halben Fußballfeldes. Etwas versteckt entdecke ich dann noch einige Solarzellen und eine Satellitenantenne. Sicher verständlich, aber ziemlich unpassend zu der doch ernsthaft vergegaukelten mittelalterlichen indianischen Lebensart. Von der dann auch das unmittelbar
neben dem Turm eingerichtete Minimuseum berichtet. Hier sind einige Vögel ausgestellt, die häufigsten Fische, die geangelt werden und einige Töpfe und Krüge aus der Küche und dem Wohnzimmer der Insulaner.

Unser Bootsmann möchte uns für den gezahlten Fahrpreis noch zwei weitere Inseln zeigen. Sie sind im Prinzip ähnlich organisiert wie die erste schwimmende Riesen-Schilfmatte.
Die Bewohner dieser von uns besuchten Touristeninseln hatten Glück, so denken sie sicher. Denn nun können sie sich durch ihre Handarbeiten etwa Geld verdienen.

Auf den nicht angefahrenen Inseln, auf denen zudem das Betreten verboten sein soll, herrschen -so sagt uns Pedro- schlimme Zustände. Die Indianer dort seien absolut verarmt und sehr häufig krank. Kein Wunder:
feuchter Boden, feuchtes Schilf, nicht abgedichtete Häuser, zugiger Wind, immer wieder Regen...alles die klassischen Vorbedingungen für Erkältungsinfekte, Lungenentzündung, Rheumatismus und vieles mehr. Die Menschen auf diesen Schlifinseln würden nicht alt, sagt Pedro. Die meisten Männer tränken im Übermaß
Alkohol und die Kindersterblichkeit sei ungewöhnlich hoch, fügt er an.

Eine durchaus traurige Kehrseite der Medaille des angeblich “lustigen und abenteuerlichen Indianerlebens auf den schwimmenden Inseln im Titicaca-See”.

Andererseits können wir uns der pittoresken Situation doch nicht ganz entziehen. Sie kommt nochmals ganz typisch und photogen zur Darstellung auf der von uns dann zum Abschluß noch angefahrenen und besuchten dritten und größten Insel dieses Gebietes.

Hier haust ein recht buntes Völkchen und läuft geschäftig zwischen den Hütten, dem kleinen Marktplatz und der Boots-Anlegestelle hin und her. So patroullieren zunächst zwei Polizisten an der Anlegestelle und auf dem Marktplatz (alles winzig und mit schwankendem, feuchten, schilfigen Grund!), um sich später, nachdem
sie die Insassen der zwei oder drei angekommenen Boote in Augenschein genommen haben, an einen der
zwei Tische auf dem Markt zum Mittagessen und zu einem Schluck Bier oder Tee niederzulassen.
An einer anderen Ecke zwischen zwei Schilfhütten sitzen drei Indiofrauen, die Papajas anbieten, eine Suppe kochen und Stricken.

Ein paar Kinder toben über den wohnzimmergroßen Marktplatz, jagen durch die Schilfhütten und pinkeln mit großer Freude und entzückend ungeniert um die Wette. Unmittelbar neben dem Tisch der dinnierenden Polizisten, die das aber nicht im geringsten stört.

Ich steige auf die auch hier installierte, allerdings noch windigere Aussichtsplattform und erkenne erneut die Zeichen der Moderne, auch auf dieser Insel: Im Hintergrund stehen in Reih und Glied 5 Ferienhütten, allerdings aus Holz. Sie sind so phantasielos und uniform, daß sie ebensogut am Plattensee, in Dänemark
oder an der Adria stehen könnten. Vielleicht erscheinen sie bald in den bunten Werbeschriften und Katalogen der großen Reiseunternehmen daheim.
Wir jedenfalls haben eine hinreichend informative Bootsfahrt genossen und müssen nicht über Nacht auf schwankendem Boden bleiben, zumal die Autos nur 80 Kilometer weiter in Juliaca auf uns warten.

Gemeinsam bringt uns Pedro rasch und sicher wieder zu seinem Haus auf der herrlichen Hochebene mit dem unvergeßlichen Rundblick auf die Andenkette, die an manchen Stellen über Nacht eine Schneekappe übergestülpt bekam.
Wir werden am folgenden Tag wieder starten und den faszinierenden Titicaca-See verlassen.
Und wir müssen Abschied nehmen von Pedro und seiner Familie, die uns einige Tage beherbergt hat.

Unsere nächsten Ziele sind die Stadt Cusco, die alten Inkasiedlungen und besonders der berühmte Machu Pichu. Alles Ziele, die ein Sternchen auf unserer ganz privaten Werteskala bekommen könnten. Genauso übrigens, wie der Titicaca-See im Andenhochland zwischen Boliviemn und Peru.
© 2000, Prof. Eike Uhlich
www.uhlich.de
-
Am Titicaca-See - ausführlicher Bericht Teil 1
Bookmark and Share  
Autor: Eicke Uhlich
erstellt: 18.10.2004
gelesen: 3628 mal
Stichworte: Peru, Titicaca-See
Seite generiert in 0.08sec     © www.reisenzeigen.de