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Tagesausflug in die portugiesische Hauptstadt für nur 46 Euro

… hieß es recht verlockend in einem Prospekt an der Pinwand im Hotel. Den super günstigen Tagestrip nach Lissabon konnte ich mir einfach nicht entgehen lassen.

Wenn man bedenkt, dass man mit dem eigenen Auto von der Algarve bis Lissabon hin und zurück schon eine Tankfüllung brauchen würde, mit dem Reisebus keinen Parkhausstress hat, keine Autobahngebühren berappen muss und inklusive noch eine sympathische Reiseleitein hat, so ist das schon ein famoses Angebot. Da konnte ich nicht widerstehen, auch wenn mein Wecker mich schon um 5 Uhr aus dem Bett holte. Denn es gibt ja schließlich viel zu sehen in Lisboa.

Natürlich hat eine organisierte Reise auch erhebliche Minuspunkte und würde für eine Woche oder mehr für mich gar nicht in die Tüte kommen. Denn alleine die Fotopausen wären mir schon viel zu kurz. Außerdem fährt man leider an einigen Highlights großzügig vorbei. So nach dem Motto: Oh, da hätte ich schon noch ein Weilchen verweilen können. Gibt’s dann einfach mal nicht. Oder andere Mitreisende trödeln an furchtbar langweiligen Orten ewig lange herum, so dass die Gruppe in Zeitnot gerät und die eigentlich schönen Sehenswürdigkeiten viel zu kurz kommen, an denen man ja als Auf-eigene-Faust-Tourist viel länger geblieben wäre.

10 Uhr morgens, wir überqueren die riesige rote Brücke des 25. April (das Europäische Golden-Gate-Bridge-Imitat). Die Stadt liegt vor unseren Füßen. Erster Halt ist am Tore de Belem (30 Minuten Fotopause). Na super! Gerade dieses interessante Bauwerk, denk ich bei mir so, wollte ich mal genauer besichtigen. Dieser Wehrturm wurde 1521 erbaut und sollte ursprünglich die Tejoeinfahrt (Lissabons riesigen Fluss) vor feindlichen Schiffen schützen. Außerdem stellt er eines der berühmtesten Bauwerke Lissabons dar. Der Ausblick von der 35 m hohen Aussichtsplattform ist zudem schon etwas Besonderes.

Vierzig Minuten später bewundern unsere Reisegruppe und ich das Entdeckerdenkmal mit Heinrich dem Seefahrer an der Spitze. Keine Zeit, mein Stativ zu postieren. Ein Touri, den ich mal eben wegen eines Fotos anspreche, macht ein fürchterliches Papierkorbfoto von mir. Na toll! Danach eine Stunde Aufenthalt am Hieronymitenkloster in Belem. Der Legende nach soll Vasco da Gama (Seefahrer) vor seiner Abfahrt nach Ostindien hier gebetet haben. Zudem stellt das Bauwerk eindrucksvoll Portugals Macht und Reichtum dar.

Kurze Zeit später besichtigen wir das Stadtzentrum. Jetzt können wir 4 Stunden Freizeit genießen. Mein erster Eindruck: Vor Paris braucht sich Lissabon nicht zu verstecken. Ich fahre als erstes auf die Aussichtsplattform des Elavadors (Lift, der die Ober- und Unterstadt miteinander verbindet). Verschaffe mir den ersten Überblick auf das Zentrum. Ich bin begeistert! Genieße die Sicht auf die Burg und die vielen Kirchen. Häuserdächer geben tolle Muster ab. Ich überblicke auch die für Portugal so typischen Mosaikpflastersteine. Der Zugang zu der von hier oben erreichbaren Ruine der Karmelitenkirche ist abgesperrt. Letztere wird leider momentan restauriert.

Das Datum schreibt heute den 5. Oktober (portugiesischer Feiertag), der Ausruf der Republik. Daher gestaltet sich meine Stadtbesichtigung sehr ruhig und weniger stressig zu meiner Freude. Denn die Leute, die sonst die Pflastersteine abwetzen und drängeln, bleiben zum Glück auf Grund des Feiertages aus.

Ich widme mich im weiteren Verlauf dem Stadtteil Alfama mit den etlichen verträumten Gässchen, die noch den strahlenden Glanz vergangener Tage verraten. Übrigens ist eine Stadtbesichtigung per Straßenbahn auch sehr zu empfehlen. Die Stadt zeigt sich bei einer solchen Fahrt von ihrer ursprünglichen Seite. Die Perspektiven sind einmalig. Zudem verbindet die Hauptstrecke alle Sehenswürdigkeiten miteinander.

Im Anschluss verbringen wir die restliche Zeit in der Neustadt am Expo Gelände. Bis auf den Fernsehturm und einen tollen Blick auf die Vasco da Gama Brücke reißt mich hier nichts vom Hocker. Der Aufenthalt hier ist wahrscheinlich nur so, dass man mal sagen kann, an einem EM Austragungsort gewesen zu sein. Zwei Stunden zusätzlich Alfama und Altstadt hätten mir mehr gegeben.

Trotz einiger Abstriche muss ich doch letzten Endes zugeben, dass es eine gute Entscheidung war, sich der Reisegruppe anzuschließen. Sicher war die Zeit nicht immer genügend vorhanden. Trotzdem hat es sich voll gelohnt, die Stadt mal gesehen zu haben. Die unzähligen alten Gebäude machen Lissabon zu einem historisch sehr wertvollen Ort. Ich komme sicher irgendwann wieder. Dann habe ich bestimmt auch mehr Zeit im Gepäck. Bis dann irgendwann…










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Autor: paul denric
erstellt: 05.11.2004
gelesen: 3305 mal
Stichworte: Portugal, Lissabon, Städte
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