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Ehe die Fahrzeuge zum Hafen und auf das Schiff gebracht werden, haben wir noch Zeit für einen Besuch der Landeshauptstadt Quito, die sich auf etwa 3000m Höhe in einem Andenhochtal ausbreitet, und für einen Bummel über den Samstagsmarkt der Bauern von Otavallo. In der Hauptstadt stehen prächtige Gebäude, Kirchen und Paläste im Zentrum am "Platz der Unabhängigkeit". Man ist schier geblendet von all dem Gold in der Kathedrale. Irgendwann müssen wir dann Abschied nehmen von Südamerika, wobei uns der Chimborazo im abendlichen Licht wie vergoldet noch einen letzten Abschiedsgruß nachzuschicken scheint! , Reiseberichte, Fotos, Bilder, Reiseinformation, Reisetipps weltweit. Schreiben Sie Ihren Reisebericht. Zeigen Sie Fotos und Bilder online. Reiseerfahrung mit anderen teilen!
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Ecuador, Quito + Chimborazo, Cotopaxi

Quito, Chimborazo, Cotopaxi

Aber nun soll endlich noch von etwas Schönerem die Rede sein!

Es geht durch die Tiefebene, jetzt feucht, mit Sumpflandschaften, Lotosblumen, satt grünen Weiden, Pflanzungen und Wäldern allmählich ansteigend durch kleine Städtchen mit so klangvollen und schönen Namen wie Babahoyo oder Riobamba in Richtung Anden.

Sehr rasch gewinnen wir weiter an Höhe. Leider nimmt - wie schon so oft in letzter Zeit - auch die Wolkendecke zu und verwehrt uns den Blick auf den Chimborazo, den heiligen und höchsten Berg von Ecuador. Es ist ein erloschener Vulkan, bedeckt mit ewigem Eis und Schnee und mit einer Höhe von 6.300 m. In der Hoffnung, doch noch einen Blick auf diesen mächtigen und ehrfurchtgebietenden Gipfel werfen zu können, suchen wir uns einen Platz für die Nacht, ganz in seiner Nähe auf einem Hochplateau.
Unser Warten wird belohnt: Lange nach Sonnenuntergang reißt die Wolkendecke auf und der Berg präsentiert sich uns im schwächer werdenden Abendlich in seiner gold-roten, strahlenden Majestät. Ein ehrfurchtgebietender, ein atemberaubender Anblick fürwahr.

Am folgenden Tag bleibt uns der Wettergott gnädig. Er präsentiert uns die lange Andenkette mit ihren schneebedeckten Gipfeln im strahlenden Licht der Morgensonne. Zumindest für eine kurze Zeit! Bis dann doch das ganze Bergpanorama wieder blitzschnell mit dicken Wolken zugehängt ist.

Wenig später umfängt uns das brausende und quirrlige Leben von Quito, der Hauptstadt von Ecuador. Eine schlanke Schönheit, sozusagen. Denn die Häuserreihen erstrecken sich über 30 km - entlang einem Andenhochtal bei etwa 3.000 m Höhe - in Nord-Süd-Richtung mit nur geringer Ausbreitung nach beiden Seiten.

Der “Platz der Unabhängigkeit” kann als Zentrum der historischen Altstadt gelten. Hier finden sich die Kathedrale, der Bischofs- sowie der Regierungspalast, ferner Rathaus, Museen und die berühmte Kirche San Francisco. Diese erste christliche Kirche Südamerikas macht auf uns einen unvergeßlichen Eindruck durch ihre große Freitreppe, den riesigen dunkelbraun verblendeten fassadenähnlichen Vorbau und die strahlend weißen Türme mit dem Hauptgebäude.

Das Innere der Kirche läßt uns sprachlos staunen. Wir bestätigen unseren Reiseführer, der den Anblick als einen “Traum in Farbe und Gold” beschreibt. Merkwürdig, daß der Gegensatz zwischen dieser gleißenden Pracht aus purem Gold am Alter, an den Säulen und Wänden der Kirche und jenen ärmlichen Gestalten, die in ihren dunklen Tüchern und Gewändern davor stehen, niemandem aufzufallen scheint. Hier der unvorstellbare Reichtum und dort das Elend, die Armut, die Not.

Wir werden später nochmals in die Stadt zurückkehren, verlassen sie aber zunächst, um einen Platz für die Nacht zu suchen. Am folgenden Tag wollen wir zeitig in Otavallo sein.


In der Nähe des Äquators, den wir gegen Abend überqueren und der kenntlich gemacht ist durch eine große steinerne Abbildung der Erdkugel und einige Händler, die den pflichtgemäßen Stop der Touristen ausnützen möchten, um ihre Souveniers zu verkaufen, finden wir einen schönen Platz am Lago Pablo für die Nacht.

Heute ist schlechtes Wetter, dicke Wolken versperren den Blick auf die umgebenden Andenzüge. Selbst das gegenüberliegende nicht allzu ferne Ufer des Sees ist kaum zu erkennen. Auch die Wochenendbesucher aus dem benachbarten Quito sind zuhause geblieben. Nur ein paar Kinder kommen neugierig zu uns auf die sumpfig-feuchte Wiese am Ufer. Sie beobachten genau, wie wir unser Gepäck ordnen, das Nötigste für die Rückreise, die in wenigen Tagen ist, zusammenpacken, anderes tief unten in den Fächern verstauen: es wird gemeinsam mit dem Auto per Schiff in die Heimat zurückkehren.

Abschieds-Spaziergang durch das Dörfchen am See. Es wird allmählich dunkel. Aus den Häusern tönt
Musik. Allerwelts-Schlager, wie sie auch bei uns zu hören sein könnten. Irgendwo bellen einige Hunde.

Ziemlich schmutzige Ziegen trotten langsam auf ihren Stall zu. Die Straße ist lehmig, wir gehen im Zick-zack um große braune Pfützen. Der Regen tropft von großen Palmen und dichten Laubbäumen auf uns herab. Hin und wieder begegnen uns Indios, meist junge Frauen oder Kinder. Sie grüßen uns freundlich. Natürlich hat das Dorf längst von uns Kenntnis genommen. Aber wir stellen offensichtlich keine besondere Attraktion dar. Sicher gibt es hier in der Nähe von Quito oder Otavalo immer wieder einmal Touristen, die sich wie wir am Seeufer einen Platz für die Nacht ausgesucht haben.

Merkwürdig: je näher der Zeitpunkt der Heimreise heranrückt, umso mehr eilen die Gedanken voraus.
Irgendwie sind wir so voller Eindrücke, die in den vergangenen 5 Monaten auf uns eingestürmt sind, daß wir uns für Neues jetzt kaum mehr aufnahmefähig fühlen. Es wird Zeit, alles daheim noch einmal in Ruhe nachzuerleben, anhand der Aufzeichnungen und vor allem der Bilder. Das Erlebte neu zu ordnen und zu sichten. Nachzulesen und offene Fragen zu klären, auch: Abstand zu gewinnen.

All das geht uns durch den Kopf, wenn wir langsam auf dem Dorfsträßchen wieder zurück laufen zu unserem Auto unten am See.....

Doch dann wird es nochmal sehr südamerikanisch, ausgesprochen lebhaft und bunt, quirrlig und laut. Wir lassen uns von dem Treiben auf dem Markt von Otavalo mitreißen. Der Strudel farbenprächtig gekleideter Indios spült uns durch schier endlose Reihen von Buden und Zelten, Ständen und einfach auf der Straße ausgebreiteten Unmengen von Lebensmitteln, Tüchern, Kleidern, Gebrauchsgegenständen, Stoffen, Schmuck und Tand. Wir verlieren uns im Gewühl und werden uns Stunden später an den Autos wieder treffen. Vollgepackt mit Souveniers, Tüchern, Teppichen, Blusen, Bildern und Figuren. Ein letztes Mal konnten wir nicht widerstehen und haben gehandelt, gefeilscht, geboten, gezögert und dann doch gekauft.

Daheim wird sich später ein ganzes Zimmer ausnehmen, als wäre es ein Verkaufsstand für Waren aus der dritten Welt Südamerikas. Und wenn wir sie dann weitergeben und verschenken, all diese kleinen und typischen Kostbarkeiten aus Südamerika, wird das Erlebte der vergangenen Monate wieder lebendig
werden. Für einen kurzen Moment vielleicht. Dann nämlich, wenn wir erzählen, wie es dort gewesen ist, wo jenes Kettchen ziseliert, dieser bunte Teppich geknüpft oder der weiche Schal gewebt wurde, der uns so viel Freude bereitet hat. Und es mag hier und da gelingen, etwa weiterzugeben von dem fremden Zauber der wunderschönen Landschaften oder von der bewegenden Geschichte, die sich in den Kirchen, aber auch in den Festungen und Ruinen immer wieder erkennen läßt.

Eine lange Reise findet ihr Ende. Nur die Summe aller eindrucksvollen Höhepunkte macht sie zu einem unvergeßlichen Erlebnis, an dessen Ende eigentlich nur ein Dank stehen kann. Ein Dank an all die Menschen, denen wir begegnet sind, die uns aufgenommen, bewirtet und geführt haben. Menschen, die oft sehr arm aber nie verbittert waren, die zurückhaltend, gelegentlich fremdartig aber immer gastfreundlich gewesen sind.

Die Länder Südamerikas und die Menschen dort sind uns in diesen 5 Monaten ein klein wenig vertrauter geworden. Das ist gut so, und das war wohl auch der Sinn unserer langen Reise, meine ich.
© 2000, Prof. Eike Uhlich
www.uhlich-online.de

Die letzten Tage der Reise....
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Autor: Eicke Uhlich
erstellt: 04.12.2004
gelesen: 4063 mal
Stichworte: Ecuador, Abenteuer, Quito
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