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Die Katastrophe in Asien – die große Stunde der Wohltätigkeits - Organisationen! Wo man geht und steht, wo man auch hinschaut, überall klappern Spendendosen, gibt es Appelle, ins Portemonnaie zu greifen – per Überweisung, per Handy, per Einzahlschein. Der große Spendenwahn: wer bietet mehr? Wer will noch mal was drauflegen? Doch so schnell viele Hilfsorganisationen auch mit dem Geldeintreiben sind, so langsam sind sie mit einer lückenlosen Aufklärung über das, was mit dem Geld geschieht. Das allerdings ist in den meisten Fällen ganz einfach: das Geld, das eigentlich den Betroffen zukommen soll, landet erst mal auf dem Festgeldkonto und wirft Zinsen ab! Untersuchungen haben ergeben, dass nur ein Bruchteil von Spendengeldern wirklich bei Betroffen ankommt! Die Kette von der Sammelbüchse bis zum obdachlosen Fischer in Sri Lanka ist lang. Dazwischen liegen Organisationen, Behörden, Politiker, staatliche und kriminelle Abgreifer. Ganz zu schweigen von den zahllosen dubiosen Spendenvereinen, wo das Geld gleich in die private Schatulle wandert. Viele Menschen spenden nur deshalb, weil sie sich ohnmächtig fühlen, etwas anderes zu tun. Indem man spendet, hat man das Gefühl „etwas getan zu haben“ – ein trügerisches Gefühl! Ein Beispiel: Bei der letzten Erdbebenkatastrophe im Iran (30 000 Tote) gab es ein Spendenaufkommen von 1,1 Milliarden Dollar. Angekommen sind davon laut iranischen Behörden nur 17 Millionen Dollar! (Quellen: Le Monde, CNBC) Also etwa nur 0,1 % der Gelder kamen schließlich bei denen an, die dringend Hilfe benötigen. Die meisten Erdbebenopfer leben immer noch in Notquartieren! Korruption und Misswirtschaft im Iran begünstigten das Abzweigen der Spenden in dunkle Kanäle, so die Einschätzung vieler Betroffener. Mancher Spendendollar ging sogar für Waffen drauf! Wie soll das in Sri Lanka, Indonesien oder Indien anders sein? Doch solche Fragen zu stellen, gilt derzeit als political nicht correct. Und dennoch müssen sie gestellt werden. Schon jetzt steht fest, dass nur ein Bruchteil der Spendengelder wirklich den Betroffenen zugute kommt. Diese Prognose ist sicherlich nicht gewagt. Die ersten Millionen sind schon mal verbraten durch zahllose Politiker und Wohltätigkeitsmanager, die First Class pausenlos um den Globus jetten und in 5 Sterne Hotels darüber grübeln, was als Erstes zu tun ist. Gutes zu tun, ist äußerst schwierig. Mit Geld allein ist oft nicht geholfen. Erst recht nicht, wenn es in einer Spendendose landet oder auf dem Bankkonto einer Hilfsorganisation. Bei vielen so genannten Wohltätigkeitsorganisationen liegen die „administrativen“ Kosten bei mindestens 30 Prozent. Das heißt, von einem Spenden-Euro bleiben nur noch 70 Cent übrig. Und was damit passiert, steht in den Sternen. Ich denke, den Tsunami Opfern hilft man am besten, indem man selbst dort hin fährt und Vor Ort Hilfe bietet oder organisiert. Deshalb ist es am besten, Reisen in die entsprechenden Regionen nicht abzusagen – sondern gerade jetzt dort hinzufahren! Große Unterstützungsmaßnahmen wie Trinkwasser, Wiederaufbau etc. müssen staatlich organisiert und kontrolliert werden. Wofür gibt es eine Bundeswehr? Die könnte man gut bei Katastrophen einsetzen! Und was ist mit den Milliarden, die von Millionen Menschen in gutem Glauben gespendet wurden? Hier bedarf es einer lückenlosen Aufklärungspflicht per Gesetz, was mit dem Geld gemacht wurde. Ähnlich wie bei einem Geschäftsbericht eines Unternehmens. Doch darauf werden wir lange warten… Konsequenz: Wenn die erste Welle des Entsetzens und der Betroffenheit verebbt, wird wohl kaum jemand fragen, auf welchem Konto die Milliarden immer noch Zinsen abwerfen. Und Millionen Menschen werden vergeblich auf Hilfe warten. „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“ – dieser Satz von Erich Kästner gilt. Letztlich heißt dies: Man muss selbst anpacken. Mit Geld allein ist es nicht getan. , Reiseberichte, Fotos, Bilder, Reiseinformation, Reisetipps weltweit. Schreiben Sie Ihren Reisebericht. Zeigen Sie Fotos und Bilder online. Reiseerfahrung mit anderen teilen!
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Der Spenden - Wahn / was passiert mit den Milliarden??

So wenig Geld kommt an: Trauriges Beispiel aus Iran.

Auszug aus einem Augenzeugenbericht aus dem Iran.

Titel: Iran / Drei Monate nach dem Beben



Autor: Martin Ebbing
www.mebb.de

24. März 2004

An einer Wasserstelle wäscht eine kleine Gruppe Frauen das Geschirr. "Schauen Sie", fordert eine der vier den vorbeikommenden Ausländer auf, "nichts als Bohnen und Tunfisch. Bohnen und Tunfisch. Seit drei Monaten nichts anderes."

Ein Mann kommt von der gegenüberliegenden Straßenseite dazu. Ob es richtig sei, dass aus dem Ausland Hilfe für die Obdachlosen nach Bam geschickt worden sei. Er kramt aus der Tasche einen Zeitungsartikel hervor und zeigt mit dem Finger auf eine Stelle, in der von deutschen Rettungskräften und Hundestaffeln berichtet wird. Ein paar Zeilen tiefer ist von Geld, Schulen und Krankenhäusern die Rede. "Wie kommt es, dass wir davon noch nichts gesehen haben?"

Die selbe Frage stellt Abdol Mochtari. Er ist im Hauptberuf Lehrer, hat aber in der Vergangenheit gleichzeitig in einer Fabrik gearbeitet, die Kisten für das Verpacken von Datteln fertigte. Er klettert auf den Resten seines Hauses herum und zeigt die jeweiligen Stellen, an denen er Frau und Kinder, Schwester, Schwager und deren Kinder aus dem Schutt hervorgezogen hat. Schwester und Schwager waren tot. Seine eigene Familie ist mit ein paar geringeren Verletzungen, die inzwischen verheilt sind, davon gekommen. Er hat sie gemeinsam mit den Kindern der Schwester einstweilen in Kerman untergebracht.

Mochtari bewohnt ein Zelt aus buntgemustertem Stoff, das höher ist als die übliche Bauweise. Eine pakistanische Spende. Im Inneren sind an allen vier Seiten Betten aufgestellt, auf denen sich Matratzen stapeln. Sie sind Sitz- und Schlafgelegenheiten zugleich. Links vom Eingang steht auf einem kleinen Tischchen ein verstaubter Fernseher mit einer Zimmerantenne.

Er zieht unter einem der Betten einen Karton hervor und packt den Inhalt eins nach dem anderen aus: Waschpulver, Seife, Haarshampoo, Hygieneartikel für Frauen. Dies sei vor einigen Tagen als "deutsche Hilfsgüter" verteilt worden. Zum Beweis schlägt er ein kleines Büchlein auf, das jeder Hilfsbedürftige in Bam besitzt und in dem der Empfang der Spenden quittiert werden muss. In der Tat. "Deutsche Hilfsgüter" und daneben Mochtaris Unterschrift. "Aber all diese Produkte sind aus dem Iran." Mochtari zeigt auf die persischen Markennamen. "Warum tun sie das?", fragt er, um selbst die Antwort zu geben: "Die deutschen Waren stecken sie in die eigene Tasche und uns geben sie dies."

Der Verdacht, dass Hilfe aus dem Ausland in dunkle Kanäle verschwindet, ist weit verbreitet und wird nicht nur von den Betroffenen gehegt. Korruption und Misswirtschaft sind im Iran weitverbreitete Plagen, die auch die oberste politische und religiöse Führung des Landes kritisiert.

Am 9. März erklärte der Vorsitzende des iranischen Roten Halbmondes öffentlich, nur ein geringer Teil der gespendeten Gelder erreiche tatsächlich Bam. Seine Organisation habe bislang 1,9 Millionen US Dollar erhalten, obwohl aus Dokumenten hervorgehe, dass 11,8 Millionen Dollar eingetroffen seien. Wenige Tage später überwies das Außenministerium der Organisation weitere 2 Millionen Dollar.

Das iranische Waschpulver kann freilich auch mit Geld gekauft worden sein, das eine deutsche Hilfsorganisation zur Verfügung gestellt hat. Herausbekommen lässt sich dies wie vieles anderes nicht. Wer nach den Verantwortlichen für den Wiederaufbau von Bam sucht, stößt auf einige ausgebrannte Container im Zentrum der Stadt. Dort hatte die Stadtverwaltung ihren Sitz bis wütende Bewohner die Gebäude Anfang März in Brand setzten. Zweimal kam es bereits zu Demonstrationen gegen das schleppende Tempo bei der Rekonstruktion der Stadt. Ein einziges zerstörtes Gebäude, das Restaurant gegenüber der historischen Zitadelle, die seit dem Beben wie eine Sandburg aussieht, über die ein Orkan hinweggefegt ist, wurde wieder aufgebaut. Für den Rest der Stadt gilt ein Baustopp. Zuerst müsse ein Generalplan für das neue Bam erarbeitet werden, aber dieser Plan lässt auf sich warten.

In einem Zelt auf einem bewachten Gelände finden sich schließlich Verantwortliche, die aber abstreiten, für irgendetwas verantwortlich zu sein und weder Namen nennen noch ein Interview geben wollen. Während einer Plauderei gestehen aber auch sie ein, dass vieles schief laufe. Der Wiederaufbau sei eine gigantische Aufgabe, die zu vielen Problemen führe. Die Zuständigkeiten seien oft nicht geklärt und nicht jeder sei seiner Aufgabe gewachsen.

Die staatlichen Stellen blieben aber nicht untätig. So würden am Stadtrand rund 1800 Ersatzwohnungen gebaut. Unerwähnt lässt die Herrenrunde, dass Fachleute diese Neubauten nicht für erdbebensicher halten. Die Kalkziegel werden einfach in eine Stahlverstrebung gemauert, nicht aber mit ihr verbunden. Wenn es wieder wackelt, fallen die Steine heraus und den Bewohnern auf den Kopf.

Auf der anderen Seite, so die nichtverantwortlichen Verantwortlichen, würde aber auch das Ausland bei weitem nicht alles halten, was es versprochen habe. Viele der vorgeschlagenen Hilfsprojekte seien nicht durchdacht und gingen einfach am Bedarf vorbei. Geld würde zugesagt, aber nicht geschickt. So hätten die Golfstaaten eine Summe von 400 Millionen US Dollar in Aussicht gestellt. Nun stelle sich heraus, dass dies als rückzahlbarer Kredit gedacht sei.

In dem Gespräch werden schwelende Ressentiments spürbar. Die Ausländer träten oft arrogant auf, zeigten manchmal eine offene Feindschaft gegenüber dem politischen System im Iran oder doch zumindest tiefe Unkenntnisse.

Mitarbeiter der Hilfsorganisationen, die in einem bunten Camp neben dem Fußballplatz ihre Zelte und Container aufgebaut haben, sparen ihrerseits nicht mit Kritik. Es gebe viele positive Ausnahmen, aber im allgemeinen seien die iranischen Behörden oft inkompetent und entscheidungsschwach. Schlendrian und Bürokratie wucherten aus vielen offiziellen Knopflöchern und unsinnige Regeln blockierten effektive Hilfe.

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Autor: Ben Berger
erstellt: 08.01.2005
gelesen: 2715 mal
Stichworte: Spenden
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