14.06.2000 Comer See / Bellagio
Unsere letzten beiden Urlaubstage wollen wir am Comer See verbringen, einer der schönsten Voralpenseen in der Lombardei. An dessen Ufern wetteifern herrliche Villen und Gärten zusammen mit den Ortschafen. Die u.a. wegen dem schönen Dom berühmte Stadt Como wirkt auf uns aufgrund ihrer Größe weniger anziehend. Als "Perle des Comer Sees" gilt der Ort Bellagio. Er liegt an der äußersten Spitze einer Halbinsel, die den Comer See in seinem südlichen Bereich in zwei Arme (Lago die Como und Lago die Lecco) einteilt. Stilvolle Hotels und mondäne Cafés säumen die Uferpromenade. Zum mittelalterlich anmutenden Stadtbild gehören enge, verwinkelte Gassen und Treppenaufgänge, die sich an den Monte Garnasca schmiegen. Da das Wochenende bevor steht, merken wir schnell, dass der Ort auch bei Italienern sehr beliebt ist. Die Hotelsuche ist nicht ganz einfach. Schließlich finden wir ein kleines Hotel etwas abseits vom Ort: Albergo Silvia. Mit dieser Unterkunft sind wir sehr zufrieden. Das Zimmer hat einen kleinen Balkon, der einen herrlichen Blick auf See bietet und zu einem kleinen Picknick einlädt. Anschließend beenden wir den eindrucksvollen Tag mit einem kleinen Spaziergang durch den Bellagio.
15.06.2000 Comer See - Bellagio - Tremezzo
Am gegenüber liegenden Ufer bei der Ortschaft Tremezzo leuchtet ein weißes Märchenschloss über den See. Es ist die Villa Carlotta, die der reiche Mailänder Bankier und lombardische Senatspräsident Marchese Giorgio Clerici 1747 erbauen ließ. Heute beherbergt die Anlage eine Kunstsammlung. Umgeben ist die Villa von einem Park, in dem im Frühling Hunderte von Azaleen und Rhododendren blühen. Mit dem Tragflächenboot setzen wir über und besichtigen die Villa Charlotta mit dem dazugehörigen schön angelegten botanischen Garten.
Die Uferstraße führt weiter nach Como, dem historischen, kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum der Region. Im 15. Jahrhundert begann der Aufstieg Comos zur Seidenstadt. Damals gab Lorenzo il Manificio, ein florentinischer Herrscher aus dem Hause der Medici, den Befehl zum Pflanzen von Maulbeerbäumen. Deren Blätter dienten als Futter für Seidenraupen. Auch wenn die Raupen nur bis zum zweiten Weltkrieg gezüchtet wurden, ist die Stadt bis heute europäisches Zentrum für die Verarbeitung der nunmehr importierten Seide. Zahlreiche elegante Geschäfte in den engen Gassen der weitgehend autofreien Innenstadt bieten Luxusgüter aus Seide an. Auf der Terrasse der Grand Hotels genießen wir einen Cafe Freddo während wird auf das Tragflächenboot warten, dass uns wieder zurück nach Bellagio bringt.
Wieder zurück in Bellagio machen wir einen kleinen Stadtbummel. Der ganze Ort ist über- und ineinander verschachtelt. Überall haben sich winzige Boutiquen oder Pensionen eingenistet, Restaurants und Cafés sind gut gefüllt. Das Klima in Bellagio ist so mild, dass subtropische Pflanzen prächtig gedeihen. In einem kleinen Straßencafi trinken wir einen kühlen Vino Serafino Roero Arneis DOC und beobachten das Treiben. Für abends haben wir einen Tisch im Hotel-Restaurant reserviert. Das Restaurant hat einen Feinschmecker-Stern - schon Pavarotti hat hier gespeist. Wir werden nicht enttäuscht. Das Essen ist gut, der 1993er Barbaresco Rufina mundet uns sehr.
16.06.2000 Comer See - Varenna - Bellagio
Mit einem der ersten Boote setzen wir über nach Varenna. Der kleine Ort zählt zu Recht zu den schönsten Dörfern Italiens. Wie ein Adlernest klebt das 800-Seelen-Dorf am Steilufer. Manche der verschachtelten Häuser scheinen regelrecht in den Berghang eingewachsen zu sein.
Am kleinen, unscheinbaren Hafen angekommen, wandern wir zunächst zum Castello Vezio hoch und werden mit einem Atem beraubenden Ausblick belohnt. Wir sind die ersten Gäste, das Ticket-Häuschen wird gerade (von zwei ca. 14jährigen Jungen) eröffnet. Das Tor wird für uns aufgeschlossen und wie besichtigen in der Burg eine Eulen- und Fotoausstellung. Die Burg gehört nicht zu den größten und pompösesten, aber vom Turm aus (den man über Hängebrücken erreicht) hat man einen grandioser Blick auf den Comer See. Unterm Steilhang des Castello die Vezio entfaltet sich die Pracht der Palazzi und Gärten von Varenna. Nach dieser schönen Wanderung schlendern wir durch die Straßen, bevor wir uns am Hafen bei einem Kaffee niederlassen und das ruhige Treiben beobachten. Hektik scheint dieser kleine Ort nicht zu kennen – ein äußerst beruhigendes Gefühl.
Mit der Fähre geht es wieder zurück nach Bellagio. Direkt am Hafen liegt das Fünf-Sterne Grand Hotel. Wir schlendern durch den Hotel-Garten (Giardino di Grand Hotel) und schauen uns die Gäste an. Ein wahres Flitterwochen-Paradies wie uns scheint. Nachdem wir für unseren letzten Italien-Abend einen Tisch in einem Restaurant an der Promenade reserviert haben, fahren wir mit dem Auto zum Belvedere. Den besten Blick auf Como und den See hat man vom kleinen Ort Brunate. Weit unten liegen die Kirchtürme der Stadt, vom gegenüber liegenden Ufer leuchten die herrschaftlichen Villen, und aus der Ferne grüßen die schneebedeckten Gipfel der Alpen.
Im Uferpromenaden-Restaurant gibt man uns den Tavolo dell’ amore. Bei einem leicht überteuerten Essen (aufgrund der unangemessen hohen Weinpreise entscheiden wir uns für einen einfachen Lambrusco) lassen wir unseren letzten Urlaubsabend ausklingen.
17.06.2000 Schaffhausen - Hamburg
Heute geht es zurück in Richtung Heimat. Auf der Rückfahrt halten wir am Rheinfall in Schaffhausen.
Der Rheinfall ist der grösste Wasserfall Europas. Über eine Breite von 150 m und eine Höhe von 23 m stürzen bei mittlerer Wasserführung des Rheins 700 Kubikmeter Wasser pro Sekunde über die Felsen. Vom Rheinfallbecken aus kann man die ganze Wucht der Wassermassen auf sich wirken lassen. Lohnenswert ist auch eine Bootsfahrt zum mittleren Felsen, der bestiegen werden kann. Nach diesem kleinen Abstecher treten wir nun die letzte Etappe unserer Rückfahrt an.
Nachwort
In den zwei Wochen Italien sind wir (inkl. An- und Abreise) insgesamt 4.710 km gefahren. Zugegeben, man hätte einige Städte zielgerichteter Anfahren können. Wir haben uns hier nach unserer Stimmung und dem Wetter leiten lassen und einen wie wir finden schönen und runden Urlaub erlebt.
Letzte Aktualisierung: Juni 2002 - © Anke Schlingemann und Detlef Hälker
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