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Mark Brandenburg /Uckermark - Tagesausflüge

Wünsdorf Bücherstadt - Bunkeranlage Stammlager Zossen, Deckname Zeppelin

Wünsdorf - die verbotene Stadt

Fast 100 Jahre war Wünsdorf - im südlichen Berliner Umland gelegen - Garnisonsstandort. In der Weimarer Republik stand hier die Reichswehr unter Waffen. Die Nationalsozialisten bauten Bunker und Kasernen ins Gelände. Wenige Tage vor dem deutschen Überfall auf Polen wurde am 26. August 1939 das Hauptquartier des Oberkommandos des Heeres in die Bunkeranlage Maybach I verlegt. Bis zum April 1945 kamen von hier, von der Nachrichtenzentrale Zeppelin (siehe "Stammlager Zossen"), die Befehle zu den deutschen Truppen.

Nach Kriegsende bezog der militärische Führungsstab des sowjetischen Marschall Shukows in Wünsdorf Quartier. 1953 nimmt das Oberkommando der »Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland stationiert« hier seinen endgültigen Sitz. 30.000 russische Soldaten waren hier stationiert.

Seit 1974 befand sich in Wünsdorf die militärische Luftsicherheitszentrale, in der bis 1990 sowjetische Militärs mit Offizieren der DDR-Armee, ab der deutschen Wiedervereinigung mit Offizieren der Bundesluftwaffe, zusammenarbeiteten. Die Russen machten aus Wünsdorf den strategisch wichtigsten Standort des Ostblocks in Westeuropa und planten hier den 68er Einmarsch in die CSSR. 1994 hinterliess das Militär eine Geisterstadt inmitten einer idyllischen Waldlandschaft. Wünsdorfs militärische Geschichte ging zu Ende.

Die Militärstadt war streng bewachte Tabuzone. Auch als Wünsdorf nach dem Abzug der russischen Truppen zur Geisterstadt wurde, war der Zugang wegen militärischer Altlasten noch lange Zeit gesperrt. Das wurde erst anders, als vom Land Brandenburg beschlossen wurde, Teile der Landesverwaltung hierhin auszulagern, und ehemalige Kasernen zu Wohnhäusern umzubauen. Die Landesregierung stellte die Weichen zur Nutzung als Verwaltungszentrum und als Wohnpark. Mehr als 260 ha verdächtige Fläche mussten abgesucht werden, 98.300 Stück Munition und 47.000 Stück sonstige Kampfmittel zusammen mit 29,3 Tonnen Munitionsschrott und weiteren Bomben- und Waffenteilen wurden entsorgt. 45.000 qm Haus- und Sperrmüll (das entspricht einem Müllberg von 7 Metern Höhe und der Größe eines Fußballfeldes) wurden abtransportiert; hinzu kamen tonnenweise Chemikalien, Altöle, Altfarben, Altreifen, Akkumulatoren sowie Asbestabfälle.


Bücherstadt

In den Jahren seit dem Abzug der russischen Armee entwickelt sich wieder ziviles Leben im einstigen Militärsperrgebiet. Am 12. September 1998 öffnete das Projekt Bücherstadt im Wünsdorfer Ortsteil Waldstadt seine Pforten. Bücherlager lösen die Militärarsenale ab. Nun gestalten Antiquare, Historiker und Künstler Deutschlands erste Bücherstadt.

Mit sechs antiquarischen Buchhändlern, Garnisonsmuseum, Restaurant und Teestübchen (sehr empfehlenswert!!!) in zwei aufwendig sanierten Gebäuden ging es an den Start. Das "Motorradmuseum an der B96" bezog im Sommer 2000 einen der ehemaligen Kaiserlichen Pferdeställe. In einem weiteren Pferdestall ist das Garnisonsmuseum (www.garnisonsmuseum-wuensdorf.de) untergebracht.

Haus der Geschichte und der Bücher

Das ehemalige Badehaus wurde als erstes Gebäude für die Bücherstadt eingerichtet.

Im »Haus der Geschichte und der Bücher« erhält der Besucher einen Einblick in das damalige Leben. Im Dachgeschoss des Haus I befindet sich eine Ausstellung zum Thema »Russischer Soldatenalltag«. Veranschaulicht mit Uniformen und militärischen Ausrüstungen, wurde hier die Wohnsituation von Soldaten und Offizieren, ihre Freizeitgestaltung, das Leben der Offiziersfamilien mit ihren Kindern und vieles mehr dokumentiert.

Im Erdgeschoss sind einige Antiquariate mit zahlreichen Büchern zu finden.


Wohnpark Vogelsang

Als das Projekt "Wohnpark Vogelsang" aufgelegt wurde, waren die "Würfelhäuser" noch grau. Der Putz löste sich in Fladen und bei Wind prasselten die Dachziegel herunter. Heute haben sich die heruntergekommenen Gebäude zu einer modernen Wohnanlage inmitten einer Parklandschaft gemausert.

Noch immer ist Wünsdorf geheimnisumwittert. Zwischen den modernisierten Wohnanlagen ragen die spitzen Luftschutztürme auf, Symbole der Geschichte des Ortes. Insgesamt 19 Luftschutztürme der Bauart "Winkel" entstanden zwischen 1938 und 1941 bei Zossen/Wünsdorf.



Bunkeranlage Stammlager Zossen

Deckname: "Zeppelin" - wie das Kürzel für den ersten Buchstaben des Städtchens Zossen - so lautete der militärische Deckname für den Standort des Hauptquartiers der deutschen Heeresführung im Zweiten Weltkrieg. In langjähriger und planmäßiger, von der Außenwelt streng abgeschirmter Arbeit, hatte man im Stammlager Zossen, der einstigen Manöverunterkunft der kaiserlichen Garde, die kriegsmäßige Unterbringung des Generalstabes des Heeres vorbereitet.

Seit 1933/34 spielte Zossen in den Mobilmachungs-und Aufmarschplänen der deutschen Militärs eine dominierende Rolle. Hier entstand in den Vorkriegsjahren ein großes Fernmeldezentrum, das den organisatorischen und technischen Mittelpunkt eines ganz Deutschland umspannenden Fernmeldenetzes bildete. Vorbereitet für den "Ernstfall", sollte es dem Generalstab des Heeres unbeschränkte Möglichkeiten zur Führung der mobilzumachenden Armeen und Heeresverbände sichern. Dabei mussten aber auch die immer vernichtender werdenden Waffenwirkungen, insbesondere aus der Luft, Berücksichtigung finden. Während man in den ersten Jahren noch die vorhandene Bausubstanz nutzte, ging man später unter die Erde.

1937 begann im Stammlager Zossen der Bau gewaltiger Bunkeranlagen auf einer Fläche von nahezu 1 x 2 Kilometern.

Das Fernmeldezentrum, dessen Deckname "Zeppelin" letztlich auf das ganze Hauptquartier überging, war nun fast 20 Meter unter der Erdoberfläche gelegen und gegen jede Waffenwirkung geschützt.


Siedlung Maybach I

Auf einer Parallelbaustelle, nur wenige hundert Meter vom Nachrichtenbunker entfernt, wuchsen 12 Bunkerhäuser der sogenannten "Siedlung Maybach I" in die bzw. aus der Erde. In zwei Stockwerken über und zwei Etagen unter der Erde sollten hier im Kriegsfall - von meterdicken Betonwänden geschützt - die Offiziere des Generalstabes arbeiten. Auch diese Bunkerhäuser gewährleisteten einen sicheren Schutz gegenüber allen damals denk- und verfügbaren Waffen, denn sie waren gasdicht und durch begehbare unterirdische Stollen miteinander verbunden. Eine zweite Bunkersiedlung dieser Art - "Maybach II"- entstand nach Ausbruch des Krieges und war im Frühsommer 1940 bezugsfertig.

In den letzten Augusttagen des Jahres 1939 ging der Nachrichtenbunker "Zeppelin" in Betrieb und die gerade fertiggestellten Bauten von "Maybach I " wurden von den Bauarbeitern für die nun einziehenden Nutzer aus dem Berliner Bendlerblock geräumt. So wie geplant, fanden die Kommandobehörden bei ihrem Eintreffen in Zossen am 26.August 1939 voll funktionsfähige Fernmeldeverbindungen vor. Der von Hitler provozierte Waffengang konnte beginnen. Ungeachtet des zeitweiligen Aufenthaltes in anderen Feldquartieren, blieb Zossen für die Heeresführung während des ganzen Krieges eigentlich immer sowohl geistiger als auch organisatorisch-technischer Mittelpunkt der Kriegführung. Hier entstanden die vom Oberkommando der Wehrmacht initiierten Angriffsplanungen des Heeres gegen Belgien, Holland und Frankreich. Hier plante und bereitete man den Angriff auf die Sowjetunion vor. Von hier wurden mit Hilfe eines inzwischen die Grenzen Deutschlands weit hinter sich lassenden Fernmeldenetzes die Armeen geführt, die auf Befehl Hitlers in dem schrecklichsten aller bisherigen Kriege weite Teile Europas okkupierten und verwüsteten. Und als der Krieg 1945 an seinen Ausgangspunkt zurückkehrte, hatten sich in Zossen-Wünsdorf und Umgebung unzählige Stäbe und Dienststellen der geschlagenen deutschen Wehrmacht in sogenannten Ausweichquartieren versammelt, um hier auf das nicht mehr aufzuhaltende Ende zu warten.

Dem Potsdamer Abkommen folgend wurden die Bunkeranlagen nach der Demontage der technischen Ausrüstungen 1947 gesprengt (Amt 500, Maybach I und II und der größte Teil des Luftschutztürme), um sie für eine weitere militärische Nutzung unbrauchbar zu machen. Die unteren Etagen der Maybach-Anlagen wurden mit Blindgängern und alter Munition verfüllt und dann gezündet. Die Kelleretagen bersteten und die Obergeschosse stürzten in die Gruben - in Zossen platzten die Fensterscheiben. Am Amt 500 wird nur der Westeingangsbereich zerstört, der Baukörper selbst widersteht den Sprengversuchen. Danach gerieten die Anlagen fast 50 Jahre in Vergessenheit.


Kommandozentrale RANET

In den sechziger Jahren, auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges, erinnert sich das Oberkomando der GSSD der nicht geglückten Sprennung des Zeppelin-Bunkers. Das Grundwasser wird aus dem unterirdischen Bau abgepumpt, man erneuert den Westeingang und reanimiert die erhaltenen Eingangsbereiche. Die Sprengstellen werden notdürftig geflickt, nicht benötigte Räume werden einfach zugemauert und die Wände des Kernbauwerks werden verstärkt. Nach dem Einbau eines Schleusensystems mit schweren Panzertüren ergibt sich die Illusion der Atomsicherheit für den Bunker, der nunmehr nicht nur zur Nachrichten - sondern auch zur Kommandozentrale RANET wird.

Um die Luftsicherheit über der DDR zu garantieren, wird am 22. Oktober 1971 in Wünsdorf die "Vereinigte Hauptzentrale 14" (LUKO) gegründet, die die Flüge der Sowjetarmee, der Nationalen Volksarmee und der Zivilluftfahrt zu koordinieren hat. Am 3. Oktober 1990 übernimmt die Bundeswehr das Kommando - sowjetische und Bundeswehroffiziere arbeiten auf sowjetischem Territorium zusammen.


Rundgang durch die Ruinen

Eine Führung (dauert ca. 1 1/2 Stunden) ist absolut lohnenswert! Neben dem fast vollständig erhaltenen Tiefbunker Zeppelin wurden auch Teile der Maybach I-Anlage in ein touristisches Gesamtkonzept eingebunden.

Der Rundgang beginnt am Eingang zur Siedlung Maybach I, die aus 12 Gebäuden besteht. Die Gebäude waren 15 m hoch, 16 m breit, 34 m lang. Die Decke über der Bunkerertage war 1 m dick. Auf insgesamt 5 Etagen (oberirdisch: zwei Etagen + Dachgeschoss, unterirdisch: zwei Etagen - Keller und Tiefkeller) gab es 45 Räume. Alle 12 Gebäude waren mit einem 600 m langen Ringstollen unterirdisch miteinander verbunden.

Die Maybach-Gebäude waren als Wohnhäuser getarnt. Die Häuser, die aus purem Stahlbeton bestehen, waren verputzt, mit Tarnantrich versehen, besaßen eine Dachhaut, Dachpappe und waren mit Ziegeln verblendet. Die Fenster hatten Holzläden, Sockel bzw. Türumrandungen. Schwere geteilte Panzertüren verschlossen die Ausgänge und inneren Zugänge zu den Tiefgeschossen, wobei die äußeren Türen mit Holzverkleidung versehen waren. Das alles hatte den Zweck, den Beton- und Bunkercharakter dieser Gebäude zu verbergen und ihre Bedeutung nicht sofort erkennen zu lassen.

Der heutige Zustand der einzelnen Maybach-Bauten ist sehr unterschiedlich: Die langgestreckten oberirdischen Anlagen sind größtenteils zerstört, die unterirdischen Ringstollen nicht mehr zugänglich. Zwar sind sie durch die Wucht der Detonationen zusammengestürzt, doch lassen die Ruinen einen Eindruck davon entstehen, wie es hier früher einmal ausgesehen haben mag. Fotos

Über die alte Zufahrtstraße führt der Weg über die alte Kolzenburgstraße zum Nachrichtenbunker. Der mit Resten russischer Tarnnetze bedeckte Eingang wurde nach 1961 als Schleuseneingang für den Fall chemischer und atomarer Kriegsführung angebaut. Die gewaltige Eingangstür läßt die Dimension des Bunkers noch nicht erkennen.

Der Bunker ist über drei Etagen angelegt und war so stabil, dass ihm - zur Zeit des zweiten Weltkriegs - keine Bombe etwas anhaben konnte. Die Gesamtfläche des Bunkers beträgt über 10.000 qkm. Alle Eingänge waren gut getarnt. Neben dem Haupteingang, durch den man bei der Führung die Bunkeranlage betritt, gab es drei weitere Eingänge in den Bunker:
- Notausstieg Süd: südlich der Siedlung Maybach, durch einen ca. 300 m langen Stollen zu erreichen
- Eingang West: Als Künstlereingang eines Theaters getarnt, durch einen 260 m langen Stollen zu erreichen
- Nordeingang: Als Wohnhaus getarnt und durch einen 220 m langen Stollen zu erreichen.
Mit einer eigenen Stromversorgungsanlage war der Bunker absolut autark. Der Versorgungsaufzug war so großzügig angelegt, dass selbst PKWs diesen benutzen konnten und den Bunker zum Teil sogar befahren konnten.
Mit einer Rohrpostanlage mit 14 Rohren konnte Kontakt zur den Siedlungen Maybach I und II gehalten werden. Die Fernmeldeeinrichtung, die bei der Kriegsführung des zweiten Weltkriegs eine entscheidende Rolle gespielt hat, wurde deinstalliert, nur einige Kabelschächte deuten noch darauf hin.



Reiseberichte und Fotos unter www.schlingels.de




Barnim / Uckermark: Eberswalde, Finowfurt, Kloster Chorin
Frankfurt (Oder), Slubice, Kloster Neuzelle
Biosphärenreservat Schorfheide / Werbelinsee
Großer Stechlinsee in der Mark Brandenburg
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Autor: Anke & Detlef
erstellt: 24.03.2005
gelesen: 4148 mal
Stichworte: Deutschland,Uckermark/Brandenburg Eberswalde, Finowfurt, Kloster Chorin Frankfurt Oder, Slubice, Kloster Neuzelle,Biosphärenreservat Schorfheide / Werbelinsee Wünsdorf Bücherstadt - Bunkeranlage Stammlager Zossen, Deckname Zeppelin, Großer Stechlinsee,
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