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Mark Brandenburg /Uckermark - Tagesausflüge

Biosphärenreservat Schorfheide / Werbelinsee

Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin
Gedenksteinwanderweg am Werbellinsee (10 km)
Wanderung im August 2002


Das 1990 gegründete UNESCO - Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin ist mit 1.291 km² Deutschland zweitgrößtes Schutzgebiet. Etwa 50 km von Berlin entfernt - im nordöstlichen Teil des Landes Brandenburg, der Uckermark und dem Barnim gelegen - umfasst das größte zusammenhängende Waldgebiet der Mark Brandenburg eine eindrucksvolle Kulturlandschaft mit rund 240 Seen, tausenden Mooren, ausgedehnten Wäldern, Wiesen und Äckern.

Der Werbellinsee

Für eine erste Erkundung der Schorfheide haben wir uns eine Wanderung in der Nähe des Werbellinsees ausgesucht. Von Berlin aus benötigen wir mit dem Auto ca. eine Stunde.

Der Werbellinsee hat eine Fläche von fast 786 ha und erstreckt sich über 13 km Länge. An seiner breitesten Stelle misst er rund 1.300m, stellenweise ist er 60m tief. Als wir den See erreichen, liegt dieser noch teilweise im Morgendunst. Um 8:30 Uhr ist das Leben noch nicht erwacht. Ein Bootsverleiher gestattet uns, auf seinen Steg zu gehen. Hier wird erst einmal gefrühstückt und der tolle Ausblick genossen. Einige Bootsbesitzer haben auf dem Wasser übernachtet. Abgesehen von einigen Vögeln liegt der See absolut ruhig vor uns. Theodor Fontane hat den See als „Märchenplatz“ bezeichnet – was sich auch heute noch nachempfinden lässt.

Frisch gestärkt machen wir uns zu unserer Wanderung auf. In unserem Reiseführer ist der 10 km lange Gedenkstein-Wanderweg beschrieben, der von Lehrern und Schülern der Goethe-Realschule in Eberswalde und der Wilhelm-von der-Heyde-Realschule in Delmenhorst im Rahmen eines städtepartnerschaftlichen Projektes angelegt wurde. 12 Steine gilt es zu finden.

Die Wanderung beginnt am nördlichen Ufer des Werbellinsee (Parkplatz der B198 / Ablage Spring).

Stein Nr. 1 - Ein großer Findling mit der Aufschrift „Ablage Spring“ ist Stein Nr. 1. Hier wurde in vergangenen Zeiten das in der Schorfheide geschlagene Holz gelagert, bevor es zu Flössen verbunden auf dem Wasserweg abtransportiert wurde. Den eigentlichen Wanderweg erreicht man, indem man die B198 überquert und nach rechts (östliche Richtung) den Waldschutzbrandstreifen entlang geht. Hier zweigt ein mit einem „G“ gekennzeichneter Weg auf den Anfang des Gedenkstein-Wanderwegs hin. Trotz Reiseführer sind wir schon nach einigen hundert Metern "verlassen". Der Weg gabelt sich, eine uns bekannte Kennzeichnung (Das Kennzeichen für den Gedenkstein-Wanderweg ist ein diagonal verlaufender gelber Balken auf weißem Grund) ist nicht zu erkennen. Wir entscheiden uns für den linken Weg (Wanderweg Hubertusstock) und liegen –wie sich im nachhinein herausstellt- richtig damit.

Kurz darauf erreichen wir Stein Nr. 2, den Kaiser Wilhelm II (1859-1941) anlässlich des 100. Geburtstages seines Großvaters Wilhelm I. (1797-1888) aufstellen ließ. Der Wald um den als „Großer Stein“ bezeichneten Findling hatte im kalten Winter 1749 schweren Schaden genommen, den strengen Frösten bis zu minus 40 Grad konnten viele Bäume nicht widerstehen. Was den eisigen Temperaturen trotzte, ließ der damals regierende Friedrich der Große (1712 .1786) fällen – er brauchte dringend Geld und verkaufte das Holz der Bäume bis nach England. Deshalb stehen in diesem Wald nur noch wenige alte Eichen; einige von ihnen sind bis zu 400 Jahre alt. Auf den freien Flächen siedelten sich Weißdorn und Wachholder an. Zu Beginn des 19.Jh. durften die Einwohner ihr Vieh gegen ein geringes Entgelt in den Wald treiben. Chroniken berichten von bis zu 20.000 Rindern, Schweinen, Schafen und Ziegen, die im Wald gehütet wurden – deshalb auch die Bezeichnung Hütewald.

Wir folgenden dem Wanderweg und treffen auf Stein Nr. 3. Die römische Ziffer weist auf die Silberhochzeit von Kaiser Wilhelm II. mit Auguste Viktoria im Jahr 1906 hin. Der weitere Weg führt am Zaun des Jagdschlosses Hubertusstock entlang zum so genannten Automobilweg, auf dem der Kaiser seine ersten Autofahrversuche unternahm. (Anmerkung: auf dem Gelände des Jagdschlosses befindet sich Stein Nr. 12 – was wir leider erst am Ende unserer Wanderung lesen. Um die Wegstrecke nicht zweimal zu gehen, bietet es sich an, diesen Stein als nächstes aufzusuchen.)

Als nächstes erreichen wir Stein Nr. 4. Die römische Zahl XXII besagt, dass Kaiser Wilhelm II. an dieser Stelle am 5.10.1896 einen 22-Ender-Hirsch erlegt hat. In der Schorfheide frönten zu allen Zeiten die Herrschenden wilder Jagdlust. In dem Wald tummelten sich Brandenburgs Kurfürsten und Preußens Könige, der Kaiser kam mit dem Sonderzug, wofür eigens der Bahnhof Werbellinsee in Joachimsthal gebaut wurde. Danach jagte der Reichsmarschall des Tausendjährigen Reiches in dem Wald, später Erich Honecker mit der Politprominenz der DDR. Deshalb waren große Teile der Schorfheide zu DDR-Zeiten für die Öffentlichkeiten nicht zugänglich.

Stein Nr. 5 bekam dort seinen Platz, wo 1842/43 zahlreiches Wild für den Wildpark in Potsdam gefangen wurde.

Der folgende Stein Nr. 6 steht an der Stelle, an der Friedrich Carl von Preußen seinen 500. Hirsch erlegte.

Ein Stück in Richtung Straße wandernd, erreichen wir Stein Nr. 7, der ebenfalls der Jagd gewidmet ist. An dieser Stelle schoss Kaiser Wilhelm II. am 14. Oktober 1909 seinen 300. Hirsch. Von diesem Stein führt der Weg über einen steilen Abhang in den Kaisergrund, von dem wir nach rechts weiter bis zu einer Wegkreuzung wandern. Hier weist die Markierung „G“ zur Polnischen, wie das kleine Waldgebiet genannt wird. In dem bis zu 70 Jahre alte Kiefern stehen, die aus polnischem Saatgut gezogen wurden.

Der Stein Nr. 8 mit der Inschrift „Die Polnische“ wurde beim Anlagen des Wanderweges aufgestellt.

Der folgende Stein Nr. 9 trägt die römische Ziffer XXII als Andenken daran, dass hier ein 22-Ender-Hirsch erlegt wurde.

In südlicher Richtung erinnert Stein Nr. 10, ein 250 cm hohes Steinkreuz, an einen Unglücksfall. Am 21. Oktober 1832 überraschten der Oberförster und zwei Feldjäger fünf Wilddiebe. Bei dem Handgemenge löste sich ein schuss, einer der Feldjähger erlag seinen schweren Verletzungen.

Stein Nr. 11 am so genannten Kalkbrennerweg wurde 1993 hierher gewuchtet. Er soll ebenfalls ein Stück Geschichte lebendig halten: Diesen Waldweg nutzten die in Joachimsthal wohnenden Arbeiter, um nach Wildau an der südöstlicheste Spitze des Werbellinsees zu gelangen, wo Kalkmergel abgebaut und in Brennöfen weiterverarbeitet wurde.

Der Stein Nr. 12 steht auf dem Gelände des Jagdschlosses Hubertusstock, die Enthüllung fand am 12. Juni 1993 anlässlich des 150. Geburtstages von Balduin von Hövel (1843 – 1932) statt. Der mit diesem Findling Geehrte war von 1879 bis 1919 Oberföster in Grimnitz und weidmännischer Ratgeber von Kaiser Wilhelm II. Die von dem Oberförster zusammengetragene Jagdtrophäensammlung hatte ihr Domizil im Jagdschloss Hubertusstock. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist sie verschollen.

Letzte Aktualisierung: August 2002 - © Anke Schlingemann und Detlef Hälker


Reiseberichte und Fotos unter www.schlingels.de



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Autor: Anke & Detlef
erstellt: 24.03.2005
gelesen: 4148 mal
Stichworte: Deutschland,Uckermark/Brandenburg Eberswalde, Finowfurt, Kloster Chorin Frankfurt Oder, Slubice, Kloster Neuzelle,Biosphärenreservat Schorfheide / Werbelinsee Wünsdorf Bücherstadt - Bunkeranlage Stammlager Zossen, Deckname Zeppelin, Großer Stechlinsee,
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