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Neapel - Pompeji - Ercolano

Pompeji und Ercolano

Montag, 22.11.2004
Heute wollen wir Pompeji und Ercolano (Herkulaneum) erkunden. Da das Frühstück erst ab 9:00 h angeboten wird, suchen wir auch heute wieder das kleine Cafe auf. Zu Fuß gehen wir zur nahe dem Hauptbahnhof gelegenen Station Circumversuviana, wo die Regionalzüge zu den Ruinenstädten abfahren. Für 2,30 EUR lösen wir ein Ticket nach Pompeji. Die Fahrt dauert etwa 30 Minuten und bietet wunderschöne Ausblicke auf den Golf von Neapel und den Vesuv. Die Silhouette des gewaltigen Doppelberges ist an dem heute sehr klaren Tag schön zu sehen. Der Krater hat einen Durchmesser von 700 m, einen Umfang von 12 km und ist etwa 200 m tief.

Nach 30 Minuten Fahrt steigen wir direkt am Eingang von Pompeji aus. Bereits bei einem Erdbeben im Jahre 62 n. Chr. wurde Pompeji stark in Mitleidenschaft gezogen und war am 24. August 79 n. Chr., als der Vesuv ausbrach, noch nicht wieder vollständig hergestellt. Die Stadt mit damals etwa 20.000 Einwohnern wurde verschüttet und unter einer 7 m dicken Asche- und Bimssteinschicht begraben. Dadurch haben wir heute die Möglichkeit, uns ein nahezu vollständiges Bild einer altrömischen Handelsstadt zu machen und einen Blick in die Vergangenheit und das Leben vor 2.000 Jahren zu werfen.

Erst 1750 wurden die Überreste der Stadt wieder entdeckt und mit den Ausgrabungen begonnen. Von dem 66 ha großen Gebiet sind heute 45 ha freigelegt worden. Foren, Tempel, Thermen, Theater, Villen aber auch einfache Wohnhäuser, Läden und Bäckereien kamen zum Vorschein. Die Stadt war von einer über 3.200 m langen Stadtmauer mit 9 Eingangstoren umgeben. Bei den Ausgrabungen war es sogar möglich, von den verunglückten Menschen Gipsabdrücke zu nehmen, indem die entstandenen Hohlräume mit Gips ausgegossen wurden. Der Reiz von Pompeji liegt in der guten Erhaltung, durch die das Alltagsleben der antiken Vorfahren veranschaulicht wird.

Wir betreten die Stadt durch das alte Stadttor Porta Marina und laufen über intakte Straßen und Gassen, gepflastert mit Lavasteinen. Der Grundriss der rechter Hand liegenden ehemaligen dreischiffigen Basilika wird durch verbliebene Säulenreste und Außenmauern gut deutlich. Gleiches gilt für den Apollo-Tempel, der von einer Apollostatue geschmückt wird. Die Originalstatue ist allerdings – wie viele andere Funde - im Museum von Neapel zu bewundern. Gleich danach gelangen wir zum Forum, dem Mittelpunkt des religiösen, politischen und wirtschaftlichen Lebens. Das Forum, geschmückt durch einen Säulengang mit oberen Kolonnaden, galt als „City-Center“. Im Kornspeicher werden heute einige archäologische Funde wie Amphoren, architektonische Elemente und auch Gipsabdrücke der Opfer aufbewahrt.

Beim weiteren Bummel durch die Stadt kommen wir an Überresten vieler prächtiger Villen vorbei - die wunderschönen Marmorböden, Verzierungen und Wandbemalungen sind zum Teil noch gut erhalten und zeugen vom Reichtum seiner damaligen Bewohner. Die typischen Villen waren mit zwei Innenhöfen ausgestattet – einem Atrium und einem säulenumstandenen Garten.

Auch einige Ladenstraßen sind gut erhalten. So sieht man viele „thermopolia“, eine Art Snackbar, denn seinerzeit war es üblich, das Mittagessen außer Haus einzunehmen. In den gemauerten und verzierten Tresen sind Löcher für Amphoren eingelassen, in denen die Speisen aufbewahrt wurden. Ferner sind Backöfen und Mühlsteine einiger Bäckereien sehr gut erhalten.

Gut gefallen uns auch die Reste der öffentlichen Thermen mit getrenntem Frauen- und Männerbereich. Sogar die Deckengewölbe sowie der schöne Mosaikboden, die Wasserbecken und viele Verzierungen sind noch sehr gut erhalten.

Ein besonderes Highlight ist sicherlich das Theaterviertel. In Pompeji gab es insgesamt drei Theater. Das Amphitheater gehört zu den ältesten und am besten erhaltenen. Der Zuschauerraum bot Platz für 20.000 Menschen und war für die Austragung von Gladiatorenkämpfen gedacht. Für den Bau des großen Theaters wurde ein natürlicher Abhang genutzt. Der hufeisenförmige Zuschauerraum bot 5.000 Zuschauern Platz. Nur der untere Bereich war mit Marmor verkleidet und bedeutenden Bürgern vorbehalten. Durch einen vierseitigen Säulengang – eine Art Foyer – war das große mit dem kleinen Theater verbunden. Der gemauerte Zuschauerraum wird von in Stein gehauenen Atlaten geschmückt.

Zur Schonung sind in Pompeji die einzelnen Häuser nur im Wechsel zugänglich, so dass wir auf unserem 4-stündigen Rundgang nur einen Eindruck gewinnen konnten. Gerne hätten wir natürlich auch einen Blick in ein Lupanarium (Bordell) geworfen, doch vielleicht können wir dies bei einem nächsten Besuch nachholen.

Wir verlassen die Ruinenstadt und fahren mit der Bahn nach Herkulaneum. Nachdem wir endlich die Ausschilderung und dann den Eingang des Herkulaneums gefunden haben, gönnen wir uns erst einmal eine kleine Ruhepause und genießen – mit Blick auf den Golf von Neapel - ein Panini mit Proscuito und Parmiggiano. So gestärkt beginnen wir unsere nächste Besichtigungstour.

Zur Zeit des Vulkanausbruchs lebten rund 5.000 Menschen in Herkulaneum (Ercolano). Während Pompeji vom Ascheregen erstickt wurde, ergoss sich auf Herkulaneum ein riesiger Lavaschlammfluss, der das Städtchen über 20 m hoch bedeckte und so versteinerte und regelrecht zementierte, dadurch aber gut konservierte, wodurch Herkulaneum im Vergleich zu Pompeji besser erhalten ist. Als man mit den Ausgrabungen der über Jahrhunderte vergessene Stadt begann, mussten die über der antiken Stadt gebauten Häuser abgerissen werden. Noch heute dient etwa ein Drittel der alten Stadt als Fundament für die heutige Stadt.

Bei den Ausgrabungen kamen ganze Häuser zum Vorschein, sogar Holzskelette von Möbeln, Dachgebälk, Türen und Fachwerk aus Holz konnten ausgegraben werden. Wunderschön erhaltene und reichlich verzierte Tempel und Thermen wurden entdeckt. Einige Wohnhäuser vermitteln einen beeindruckenden Einblick in das Leben vor 2000 Jahren. Empfehlenswert ist ein Besuch in dem Haus der Hirsche, welches die wunderbaren Skulpturen der von den Hunden angefallenen Hirsche birgt, Satyr mit Weinschlauch oder den trunkenen Herkules birgt.

Inzwischen sind wir von den vielen „toten Steinen“ ganz geschafft. Mit der Bahn fahren wir zurück nach Neapel und legen noch eine kleine Siesta ein.

Abends speisen wir noch in einer typischen Pizzeria. Der Lärmpegel ist hier besonders hoch, denn offensichtlich wird ein Kindergeburtstag gefeiert. Die typisch italienische Atmosphäre gefällt uns gut, auch wenn wir dies sicherlich nicht jeden Tag ertragen könnten.

Dienstag, 23.11.2004
Auch heute kommen wir nicht in den Genuss des hauseigenen Frühstücks. Unseren Vermietern war 7:30 h offensichtlich zu früh, so dass wir wieder einen Gutschein für das Cafe Patry erhalten haben. Ein bisschen ist die italienisch unkomplizierte Art zu bewundern!

Für 8:00 h hatten wir Leonardo für den Transfer zum Flughafen bestellt. Nachdem wir bis 8:15 h vergeblich auf ihn gewartet haben, suchen wir uns ein Taxi. Als der Taxometer bei Ankunft am Flughafen 7,50 EUR anzeigt, fühlen wir uns doch etwas nach italienischer Manier über den Tisch gezogen (Leonardo hatte für den Hinweg 18 EUR kassiert).

Dennoch schmälert dieses Erlebnis nicht den tollen Gesamteindruck, den Neapel bei uns hinterlässt. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen und werden die Easyjet-Flüge im Auge behalten. Der Rückflug ist ähnlich unproblematisch wir der Hinflug. Nur die aus unserer Sicht zu hohen Parkgebühren am Flughafen Berlin Schönefeld müssen wir noch bemängeln (15 EUR/Tag). Das trübe Berlin-Wetter empfängt uns. Ciao Bella Italia!


Letzte Aktualisierung: November 2004 - © Anke Schlingemann und Detlef Hälker

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Neapel - die historische Altstadt
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Autor: Anke & Detlef
erstellt: 28.03.2005
gelesen: 1885 mal
Stichworte: Italien, Neapel - Pompeji - Ercolano, Herkulaneum, Napoli, Napoli Sotterranea, Unterstadt, Vesuv
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