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Was ist „deutsch“?

3. Kapitel

Horst Köhler nun, und jetzt sind wir wirklich im Zentrum unserer Fragestellung, setzt die Ideen höchstoffiziell zu mit geistigen Grundlagen sowie untereinander bestenfalls lose zusammenhängenden Praktizitäten herab. Dies ist die britisch-amerikanische Sicht der Welt. Deutschland aber, seit es angefangen hat zu denken, seit Martin Luther und Jacob Böhme, ist in seinem tiefsten Wesen nie ein Land solcher Ideen, ja überhaupt der Ideen gewesen (könnte es also nun in der Tat  noch mehr als ohnehin schon geschehen  „werden“). Deutschland war immer das Land der Idee. Die Idee ist in der wissenschaftlichen Sprache nicht der „Einfall“, sondern das Absolute, „das Ganze“, das logisch allein „das Wahre“ sein kann, wie Hegel in der Einleitung zur „Phänomenologie des Geistes“ prägnant (wenn auch nach seinem eigenen System durchaus unwissenschaftlich) formuliert. Das Absolute (die Idee) wäre nicht absolut, wenn ihm (irgend)ein Anderes entgegenstünde, folglich enthält es alles Einzelne in sich, und zwar als nicht reell, d. h. vereinzelt, gleichgültig gegeneinander, sondern ideell, also als Unterschied (Ergebnis der Unterscheidung) des Absoluten innerhalb seiner selbst. Und genau das ist eben spezifisch „deutsch“. Von diesem Begriff des Absoluten nämlich ist der Weg nur kurz zur berühmten deutschen Innerlichkeit  das Absolute hat nichts außerhalb seiner, ist also Innerlichkeit, welche als solche die Äußerlichkeit selbst in sich enthält. Deutsche Innerlichkeit drückt sich prominent etwa in der protestantischen Religion und dann in der idealistischen Philosophie, aber auch im Kunstlied aus, das als Kunstform mehr oder weniger nur von deutschen Tondichtern entwickelt und gepflegt worden ist, oder, prosaischer, in der sprichwörtlichen „deutschen Gründlichkeit“ (mit „halben Sachen“ will man sich eben nicht zufriedengeben), im ausgeprägten Harmoniebedürfnis und in der typisch „deutschen Gemütlichkeit“. Der Wille, im Geiste alles umfassen zu wollen, zeigt sich deutlich auch in der Grammatik, so im eigentümlichen „Rahmenbau“ bei Sätzen mit zusammengesetzten Zeitwörtern („Ich komme erst in zwei oder drei Wochen zurück“), den der französische Geschichtswissenschaftler und -philosoph Hippolyte Taine so würdigte: „Die sprachliche Verflochtenheit des Satzes ist das Sinnbild für die geistige Einheit des Gedankens. Der Deutsche will seinen Denkschritt nicht zu Ende bringen, bevor er nicht alle Teilstücke greifbar vor sich hat. Sein wesentliches Denkbedürfnis ist augenscheinlich, sich des Zusammenhangs bewußt zu werden.“ Weiter ist etwa an den deutschen Gebrauch von Artikeln zu denken, der einerseits  gegenüber dem artikellosen Englischen  bestimmende Unterscheidung überhaupt, andererseits mit dem neutralen grammatischen Geschlecht  gegenüber dem Französischen und anderen rein romanischen Sprachen  die wenn auch unvollkommene sprachliche Vereinigung von Unterschieden ermöglicht (man denke etwa an „das“ Leben, das dem biologischen Gehalt des Hauptworts spekulativ näherkommt als „la“ vie).

Da das Absolute nun aber alles in sich enthält, kann es nur durch unendlich aufwendige, treue, sachvertiefte Arbeit erfaßt werden (genauer: sich in dieser Tätigkeit selbst erfassen, denn es enthält ja auch den es Erfassenden in sich). Dies ist ernsthaft mühsam, wie in Hegels Wort von der „Anstrengung des Begriffs“ ausdrücklich wird. Man braucht dazu über die Be-Geist-erung hinaus vor allem eines: geistige Disziplin. Die Neigung zum Absoluten muß folglich mit streng logischem, rationalem Vorgehen vereint sein, wenn sie produktiv sein will. Ist sie isoliert vorhanden, wird das Absolute also als ein Abstraktum gewollt, das nicht vielfach in sich selbst unterschieden ist und in dieser Unterschiedenheit rational erfaßt werden soll, dann wird es verendlicht und stellt sich in Bosheit gegen das wirkliche, „ganze“ Absolute. Aus dem ganzen Begriff des Absoluten, der als (selbst noch ganz abstrakte) Momente erstens den Unterschied und zweitens die Einheit des Unterschiedenen enthält, wird einseitig das Moment der Einheit herausgegriffen und betont, und dann, ja, genau dann kommen wir Deutschen zu so etwas wie dem Nationalsozialismus. „Ein Volk, ein Reich, ein Führer“ und die „Reinheit der deutschen Rasse“, mehr muß man kaum zitieren, um das Gesagte zu illustrieren. Werner Heisenberg erinnert sich in seinem Buch „Der Teil und das Ganze. Gespräche im Umkreis der Atomphysik“, an ein Gespräch, das er in der Nacht des 1. März 1943 in Berlin mit dem Biochemiker und späteren Präsidenten der Max-Planck-Gesellschaft Adolf Butenandt führte, während beide nach einem Luftangriff durch die brennenden Straßen Berlins nach Hause laufen mußten  für Berlin(kenn)er: vom Potsdamer Platz bis nach Dahlem (genug Zeit also für eine tiefgehende Unterhaltung). Heisenbergs Äußerungen während dieses Gesprächs zeigen, wie die Beschäftigung der Deutschen mit sich selbst nach dem Krieg auch hätte verlaufen können, nämlich im hier skizzierten Sinne, so daß Deutschland heute womöglich eine selbstbewußte Nation wäre, statt bloße Symptome eines Fehlens eben dieses Selbst-Bewußtseins mit rein materiell motivierten „Reformen“ zu „bekämpfen“ und einseitig besetzte Worthülsen wie „Freiheit“ oder „soziale Gerechtigkeit“ herumzustreuen. Sie sollen hier daher auszugsweise zitiert werden: „Vielleicht haben wir Deutschen sogar an dieser Stelle eine besondere Aufgabe, gerade weil das Absolute auf uns eine solch merkwürdige Faszination ausübt. In der Welt draußen ist ja die pragmatische Sichtweise weit verbreitet, und man weiß aus unserer Zeit wie aus der Geschichte  man braucht nur an das ägyptische, das römische und das angelsächsische Reich zu denken  wie erfolgreich diese Denkweise in der Technik, in der Wirtschaft und in der Politik sein kann. Aber in der Wissenschaft und in der Kunst ist das prinzipielle Denken, so wie wir es in seiner großartigsten Form aus dem alten Griechenland kennen, doch noch erfolgreicher gewesen. Wenn in Deutschland wissenschaftliche und künstlerische Leistungen entstanden sind, die die Welt verändert haben  man kann ja an Hegel und Marx, an Planck und Einstein, oder in der Musik an Beethoven und Schubert denken , so ist das nur durch diese Beziehung zum Absoluten, durch das prinzipielle Denken bis zur letzten Konsequenz möglich gewesen. Also nur dort, wo sich das Streben nach dem Absoluten dem Zwang der Form unterordnet, in der Wissenschaft dem nüchternen logischen Denken und in der Musik den Regeln der Harmonielehre und der Kontrapunktik, nur dort, nur in dieser äußersten Spannung kann es seine wirkliche Kraft entfalten. Sobald es die Form sprengt, führt der Weg ins Chaos, so wie wir es hier vor uns sehen; und ich bin nicht bereit, dieses Chaos durch Begriffe wie Götterdämmerung oder Weltuntergang zu verherrlichen.“ Ein sachliches Streben nach dem Absoluten ist (nach wie vor) die spezifisch deutsche Aufgabe, die Leistung, die Deutschland für die Welt zu erbringen hat.
Prolog:
2. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
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Autor: Prussianes
erstellt: 09.04.2005
gelesen: 1821 mal
Stichworte: Deutschland
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