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Was ist „deutsch“?

4. Kapitel

Um die Kunst als sinnlichkeitsgebundene Erscheinungsweise des Absoluten müssen wir uns allerdings nicht länger bekümmern. Das liegt nur vordergründig an ihrem heutigentags fast durchweg ironischen Charakter, der auf konservativen Feuilleton- und Kommentarseiten oft und gerne beklagt wird. Denn darin teilt sie nur den Geisteszustand ihrer Zeit, und wirklich neu ist die Ironie in der Kunst auch nicht, wenn man etwa an Friedrich von Schlegel denkt. Aber der bewußt-symbolische Charakter der heutigen Kunst zeigt doch deutlich genug an, daß sie schon lange ihre Vollendung erreicht hat und geistig nun endgültig in das Land ihrer Kindheit, nach Altägypten, zurückgekehrt ist, um dort in Frieden zu sterben. Das ist nicht schlimm, nicht einmal traurig, denn die Werke aus den jeweiligen Vollendungs-Perioden der einzelnen Künste sowie aus der einen oder anderen „Wiedergeburt“ derselben decken auf ewig den Kunstbedarf des Menschen in kaum je zu fassendem Überfluß. In entsprechender Einsicht hatte sich schon der begnadete Pianist und innige Musikliebhaber Werner Heisenberg sehr bewußt gegen eine Musikerlaufbahn und für ein Studium der Physik entschieden. Wohin wollte man die Kunst nach ihrer Vollendung auch noch treiben? Wenn man etwa bei dem von Heisenberg namentlich erwähnten Beethoven schon alles findet, was sich ausdenken läßt, bis hin zur Atonalität jedes Extrem vorhanden ist, aber ausdrücklich in seinem Wiedervergehen als bloßes Moment des Ganzen, der Idee gesetzt, was läßt sich dann noch schaffen? Vereinseitigung, die nach dem Abflauen des Neuheitseffekts schnell und auf Dauer langweilt.

Für die Religion als Erscheinung des Absoluten in der noch mit Sinnlichkeit behafteten Vorstellung des Menschen gilt ähnliches wie für die Kunst. Alles ist gesagt, die ewige Wahrheit ist vor langer Zeit offenbart worden, und auch wenn selbst die protestantische Religion sich den Vorwurf gefallen lassen muß, in ihrer Ablehnung des Katholischen über das Ziel hinausgeschossen zu haben, so ist in diesem Feld eine wahrere Formulierung der Wahrheit ganz einfach nicht möglich.

Mit der reflektierten Form des Glaubens aber, mit dem Wissen, das schon Hegel als legitimen Erben des Ästhetischen und Religiösen ausgemacht hatte, liegt es anders. Die Wissenschaft ist noch lange nicht vollendet. Selbst im bisher wissenschaftlichsten System der Wissenschaft, im Hegelschen System, ist die Notwendigkeit einer Weiterentwicklung seiner beiden realphilosophischen Teile deutlich genug ausgesprochen. Und wenn ein Wissensdürstiger sich an die heutigentags angloamerikanisch geprägten Naturwissenschaften wendet, auf daß er „erkenne, was die Welt / im innersten zusammenhält“, dann, wie modern doch Goethe ist, „hat er die Teile in seiner Hand, / Fehlt leider! nur das geistige Band“. Ehrliche Naturwissenschaftler geben immer zu, daß im Grunde noch so gut wie nichts klar ist. Den pragmatisch-positivistisch denkenden Wissenschaftlern im heute bei oberflächlicher Betrachtung tonangebenden Amerika fehlt jene wesentliche Einsicht in den idealistischen Charakter der Naturwissenschaft, die ein Albert Einstein noch vollkommen besaß. Werner Heisenberg erinnert sich an ein Gespräch mit Einstein, das beide im Frühjahr 1926 nach einem Vortrag Heisenbergs im „Physikalischen Kolloquium“ der Berliner Universität in Einsteins Wohnung führten. Einstein antwortete auf den erstaunten Vorhalt Heisenbergs, er, Einstein, habe doch zur Grundlage seiner Relativitätstheorie den Gedanken gemacht, man dürfe in eine physikalische Theorie nur beobachtbare Größen aufnehmen: „Vielleicht habe ich diese Art von Philosophie benützt, aber sie ist trotzdem Unsinn. Oder ich kann vorsichtiger sagen, es mag heuristisch von Wert sein, sich daran zu erinnern, was man wirklich beobachtet. Aber vom prinzipiellen Standpunkt aus ist es ganz falsch, eine Theorie nur auf beobachtbare Größen gründen zu wollen. Denn es ist ja in Wirklichkeit genau umgekehrt. Erst die Theorie entscheidet darüber, was man beobachten kann.“ Trotz seiner wissentlich „unsinnigen“ Begründung der Relativitätstheorie, die es bei genauem Hinsehen in der Tat sowohl mit dem „Beobachten“ nicht sehr genau nimmt als auch eklatante logische Fehler enthält (welche allerdings weniger Einstein als dem von ihm vorgefundenen Theoriegebäude anzulasten sind, das er mit der Entwicklung der speziellen Relativitätstheorie retten wollte), ist Einstein das Wunder gelungen, den zutiefst idealistischen und von Hegel 80 Jahre zuvor bereits streng logisch entwickelten Gedanken der Relativität von Raum und Zeit in die Gedankenwelt der quantitativ orientierten Physik einzuführen und dort fest zu etablieren  eine kaum hoch genug zu achtende Leistung, und ein leuchtendes Beispiel dafür, was mit der „deutschen Aufgabe“ insbesondere in den Naturwissenschaften gemeint ist.

Diese bedeutende Aufgabe, als Erbe der großen deutschen Geister früherer Zeiten begriffen, wäre zugleich Deutschlands Ehre, an der es sein darniederliegendes Selbstbewußtsein wieder aufrichten könnte und für die es auch lohnte, besondere Anstrengungen und Einschränkungen auf sich zu nehmen. Soweit Einschränkungen notwendig sind, müßten sie keinesfalls von Dauer sein. Was die radikale Konzentration auf Bildung  durchaus nicht zu verwechseln mit bloßer Ausbildung  unmittelbar und mittelbar für die Entwicklung eines Landes leistet, zeigt die deutsche Geschichte in dem alle Lebensbereiche erfassenden Aufschwung, den Preußen nach der Gründung der „Königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin“ im Jahre 1810 erfahren hat. Erst kam die Bildung, dann  insbesondere mit dem 11 Jahre später gegründeten Gewerbe-Institut, der „Entrepreneur [nicht: „Management“] School“ der damaligen Zeit  die aus dem reinen Denken ins Praktische leitende Ausbildung. Die sich nach Bewältigung der gröbsten Folgen Bonapartescher Fremdherrschaft entwickelnde wirtschaftliche Stärke Preußens dürfte ebensowenig ein Zufall gewesen sein wie der Umstand, daß das selbständige Preußen nach Gründung der Berliner Universität keinen Krieg mehr verloren hat. Die Universität wurde jedenfalls von preußischen Offizieren und Staatsbeamten mit Eifer besucht, so auch von dem berühmten späteren Generalstabschef Helmuth von Moltke (dem Älteren), der seinerzeit berichtete: „Gratis höre ich einen cours de littérature française, auf dem Bureau ein Kollegium über neuere Geschichte und eines über Goethe auf der Universität. Das Auditorium besteht fast zu einem Drittel aus Militärs, ja in einem englischen Kollegium sind wir unserer mehr als Studenten.“ Und der ordentliche Professor der Philosophie an der Berliner Universität Hegel vermerkte seinerseits: “Hier kommt man sogar dazu, Majores, Obristen, Geheime Räte unter seinen Zuhörern zu haben.“

Prolog:
2. Kapitel
3. Kapitel
5. Kapitel
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Autor: Prussianes
erstellt: 09.04.2005
gelesen: 1821 mal
Stichworte: Deutschland
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