Zypern - Insel der AphroditeBis Limassol sind es etwa 70 Kilometer. Zusammen mit einem anderen Deutschen besuche ich dort die Burg, im Innenraum können Grabsteine besichtigt werden. Vor dem Eingang liegt eine Olivenpresse aus dem 7. Jahrhundert.
Der Strand ist nicht sehr schön, deshalb fahren viele Bewohner und Touristen der Stadt zur nahegelegenen Govenor`s Beach. Kristallklares Wasser zeichnet das Mittelmeer um Zypern aus.
Die Busfahrt gefällt mir sehr, die Natur ist schon weiter fortgeschritten als in Deutschland und man sieht viele blühende Mandelbäume, das Gelb des Ginsters und der Margeriten leuchtet von den Feldern. Die Monate März und April gelten als „gelbe Jahreszeit“. Die blühenden Rapsfelder sind herrlich anzusehen. Manchmal erkennt man am Feldrand einige Bienenstöcke. Direkt neben der Autobahn stehen die Zitrus-, Pomeranzen- und Olivenbäume.
Die Bauern halten überwiegend Ziegen und Merinoschafe, Rinder spielen eine nicht so große Rolle.
In Zypern ist ausschließlich Privatwirtschaft. Die Bauern sind in der glücklichen Lage, Kartoffeln und Gemüse zweimal ernten zu können, Getreide und Früchte einmal im Jahr.
Ein anderer Ausflug führt in die Hauptstadt Nikosia. Auch hier fahre ich wieder mit öffentlichen Verkehrsmitteln, es sind 47 Kilometer.
Pünktlich setzt sich der bis auf den letzten Platz gefüllte Autobus in Bewegung. Ich habe auch erlebt, dass er über fünf Minuten vorher abfährt oder mit 15-minütiger Verspätung. Man sollte immer rechtzeitig da sein.
Sogleich gehe ich zur Grenze nach Nordzypern, es sind nur ein paar Schritte von der Bushaltestelle. Die Grenzprozedur auf der griechisch-zypriotischen Seite ist einfach und schnell, auf der anderen Seite erhalten wir ein Visum. Mehrere Schilder mahnen uns, das „Land“ spätestens um 17.oo Uhr wieder zu verlassen.
1974 besetzten die Türken etwa ein Drittel der Insel, 1983 wurde die Türkische Republik Nordzypern ausgerufen, die bisher aber nur von der Türkei anerkannt wird.
Meine Gedanken wandern immer zurück in die Zeit vor 1989, als Berlin auch noch eine geteilte Stadt war, wenngleich die Mauer in Berlin wesentlich größere Ausmaße hatte. Einen guten Überblick auf die Grenze bzw. die „Green-Line“ hat man von der Ledra-Straße aus. Die Absperrung verläuft direkt über die Haupteinkaufsstraße, von einer Empore aus kann man auf die andere Seite sehen. Gelangweilte UN-Soldaten beobachten die Szenerie.
Mein Weg führt zum Girne-Tor, dem früheren Stadteingang. Heute sitzt das Touristenbüro in diesem Gemäuer.
Eine längere Pause lege ich auf dem zentralen Atatürk-Platz ein. Ein junger Mann hat Probleme, meine Kaffee-Bestellung zu verstehen.
Alte Männer sitzen am Rande des Platzes und spielen Backgammon, ein Schuhputzer wartet auf Kundschaft.
In der Umgebung befindet sich dann noch das Mevlevi-Museum in einem früheren Derwischkloster und die Sarayönü-Moschee.
Taxifahrer stehen an der Grenze und bieten ihre Dienste für eine Tagesfahrt an, da ich nur eine gute Woche auf Zypern bin, lehne ich dankend ab. Viele Leute sind der Meinung, Nordzypern sei interessanter als der südliche Teil. Es soll die schöneren Strände und die besseren Kulturdenkmäler haben.
Die weitaus längere Zeit des Tages verbringe ich im griechischen Teil der Stadt. Ich mache einen ausgedehnten Spaziergang zum Famagusta-Tor, verweile am Befreiungsdenkmal und sehe mir den Bischofspalast mit der gewaltigen Makarios-Statue und die prächtige orthodoxe Kathedrale daneben an.
Viele kleine Gassen führen durch die Altstadt Laiki Gaitonia, an Souvenirshops, kleinen Restaurants und Bars mangelt es nicht.
Immer wieder kommen mir Touristenmassen entgegen.
Es sind schon einige Gäste von der Ostküste im Bus, als ich am darauffolgenden Tag die organisierte Fahrt nach Pafos/Kourion antrete. Der Weg führt zunächst nach Limassol, dann weiter an der Südküste entlang.
In der Ferne kann man den Olymp, den mit 1951 m höchsten Berg Zyperns, erkennen. Oben liegt noch Schnee, er leuchtet herrlich in der Morgensonne. Auf dem Gipfel befindet sich eine meteorologische Station.
Viele Häuser haben ein Wasserbassin auf dem Dach und können somit jederzeit ohne Energiekosten über warmes Wasser verfügen.
Zypern ist seit 1960 eine unabhängige Republik. Es gehörte vorher zu England, das wiederum hatte die Insel im Mittelmeer aus strategischen Gründen von den Türken „gepachtet“ und später annektiert. Drei englische Militärstützpunke befinden sich hier für genau 100 Jahre bis 2060, etwa 12.000 Engländer wohnen auf Zypern. Sie haben eigene Schulen und Geschäfte.
Eva, unsere Reisebegleiterin, erläutert den Tagesablauf und, was hören wir, die Ausgrabungsstätte Kourion wird nicht besucht, da sie wegen Umbauarbeiten nicht zur Besichtigung frei ist. Zwei Mitreisende und ich sind empört, haben wir doch gerade wegen dieses Teils den Ausflug mitgemacht. Schade, irgendwie ist der Tag gelaufen.
Den ersten Stopp legen wir am Punkt „Petra tou Romiou“ ein, der Stelle, wo Aphrodite der Mythologie nach aus dem schäumenden Meer gestiegen sein soll. Demnach wurde sie in einer Muschel an Land getrieben. Von der Terrasse eines Lokals auf einem Parkplatz hat man eine wunderbare Sicht auf das Meer mit den Felsen.
In Geroskipou halten wir danach und besichtigen die Dorfkirche mit den fünf Kuppeln.
Als nächstes stehen die Königsgräber bei Pafos auf dem Programm. Hier wurden allerdings keine Könige, sondern Vermögende beigesetzt. Man hat Einblick in große Grabkammern, einige Atriumgräber sind zu bestaunen, am besten mit unterirdischen Villen zu vergleichen.
Pafos ist bekannt durch den archäologischen Park. Die wohl größten Attraktionen sind das Haus des Dionisos und das Haus des Theseus. Man sieht sehr gut erhaltene Bodenmosaiken aus dem 3. Jahrhundert.
Auf dem Gelände sind außerdem noch Reste der byzyntinischen Burg Saranta Kolones und das Odeon aus dem 2. Jahrhundert zu besichtigen. 3.500 Zuschauer fanden früher auf den 25 Sitzreihen Platz.
Auf dem Rückweg bitten wir Eva, als kleine Wiedergutmachung doch beim nahe Kourion gelegenen Apollotempel anzuhalten, aber sie lässt sich auf keine Diskussion ein. Der Tempelbesuch ist ein Teil der Ganztagestour, wie können wir nur auf einen solchen Gedanken kommen!
Im Hotel spreche ich diesen ganzen Vorgang noch einmal an und man meint, die Ausgrabungsstätte Kourion würde zwar etwas umgebaut, aber der weitaus größere Teil stehe zur Besichtigung frei. Ein Hotelmitarbeiter ist sich auch ziemlich sicher, dass ein Bus von Limassol mehrere Male die archäologische Stätte anfährt.
Jetzt will ich es natürlich wissen. Am nächsten Morgen fahre ich, nun zum dritten Mal in dieser Woche, Richtung Limassol. Ein etwas verwahrloster Mitfahrer holt zum Bezahlen des Fahrscheins Geld aus seinem Strumpf hervor.
An der Endstation zeigt mir der Busfahrer die Haltestelle zu Weiterfahrt nach Kourion, sie liegt direkt an der mir schon bekannten Burg.
Ich steige in den Bus, der seine besten Tage bereits hinter sich hat, obgleich noch reichlich Zeit ist. Der freundliche Fahrer frühstückt noch und bietet mir ein Stück Brot an.
Nach 20-minütiger Fahrt sind wir endlich am Ziel. Bis auf ein Haus steht alles zur Besichtigung frei. Die wenigen Besucher verlieren sich auf dem relativ großen Gelände. Das Theater, der Bischofspalast, die Basilika, alle Objekte können von den Besuchern begutachtet werden – Altertum pur!
Mittlerweile ist es Mittag geworden und die Sonne scheint mit aller Kraft. Mein nächstes Ziel ist der Apollotempel, es sind etwa vier Kilometer. Man bietet mir ein Taxi zu einem fairen Preis an, ich ziehe dennoch einen Spaziergang vor. Während des Marschierens in der prallen Mittagshitze kommt mir einmal eine Schafherde mit Schäferin entgegen.
Einige Bauarbeiter empfehlen mir, die Straße zu verlassen und auf kleinen Pfaden abseits vom Straßenverkehr weiterzugehen. Gesagt, getan. Leider habe ich, da das Buschwerk keine weite Sicht zulässt, bald nicht mehr die richtige Orientierung. Irgendwann ist der Tempel aber wieder in meinem Blickfeld, ich steige über einen Zaun und beginne die Besichtigung. Auf diese Weise kann ich das Eintrittsgeld sparen.
Der Weg zurück nach Kourion ist nur halb so lang, es gibt einen Nebeneingang und man braucht nicht um den ganzen Berg herumzulaufen, hätte ich das bloß beim Hingehen schon gewusst.
Als einziger Gast im Bus nach Limassol kann ich mir den besten Platz aussuchen. Aus dem Radio erklingt die griechische Version des NDW-Schlagers „Da, da, da“.
Natürlich möchte ich auch etwas „beach-feeling“ erleben. Der Strand in Larnaca ist dazu nicht unbedingt geeignet. Mit dem Bus mache ich mich auf den Weg nach Agia Napa, ca. 40 km.
Der erste Strandanblick ist nicht berauschend, ich gehe einige Kilometer, wieder in der prallen Mittagshitze, und habe dann doch noch ein Erfolgserlebnis. Vor einigen Hotels liegt schöner heller Sand, einige Gäste baden im Meer.
Text und Fotos: Horst Wehrse
http://www.call-n-deal.de/reisen/reports/zypern/zypern.html
Ankunft, erste Eindrücke
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