Tansania und die SerengetiAm nächsten Morgen geht es dann endlich los. Wir fahren in einem Landrover, außer Reiner und mir sind Hashim, der Fahrer, ein Koch und Jaroslav, ein Russe, an Bord.
Jaroslav hatte mit unserem Veranstalter schon eine sechstägige Kilimandscharo-Besteigung hinter sich und ist sehr stolz, darüber berichten zu können. Wegen der Nebel- bzw. Wolkendecke war es ihm erst am dritten Tag möglich, den schneebedeckten Gipfel zu erkennen.
Nach etwa einer Stunde auf Teerstrasse begeben wir uns auf eine Schotterpiste, auf eine african road, wie Hashim sagt.
Einige Massai-Dörfer liegen am Rande des Weges, mal größer, mal kleiner, je nachdem, wie viel Frauen der Mann hat. Bis zu 10 Frauen darf er heiraten.
In Mto Wa Mbu, auf deutsch Moskitofluss, legen wir einen letzten Stopp ein und frischen unseren Vorrat mit Fleisch und Gemüse auf. Viele Kinder drängen an unser Auto und bitten um einen Kugelschreiber. Glücklicherweise haben wir vorgesorgt und einige Exemplare dabei.
Unterwegs begegnen uns immer wieder Massai-Hirten in ihren leuchtenden Gewändern, sie hüten ihre Rinder- und/oder Ziegenherde.
Auch sehen wir viele Menschen auf dem Weg zum einmal in der Woche stattfindenden Markt, sie nehmen zum Teil einen Fußweg von über 20 km in kauf. Vereinzelt warten jüngere Männer darauf, gegen Entgelt fotografiert zu werden, manchmal mit schwarz-weiß angemaltem Gesicht, um dadurch die Geister nach der Beschneidung gnädig zu stimmen. Aber wohl mehr, um ein gutes Motiv darzustellen. Ein begehrtes Fotoobjekt sind auch die Einheimischen mit ihren langen und durchlöcherten Ohrläppchen. Manchmal ist das Loch so groß, dass selbst ein Besenstiel durchpassen würde.
Auf einer Anhöhe legen wir eine kurze Rast ein und genießen den Blick auf den Lake Manyara, einem Salzsee.
Kurze Zeit später, vorbei an Köcher- und Affenbrotbäumen, erreichen wir den Eingang des Ngorongoro- Nationalparks, bzw. der Ngorongoro Conservation Area. Etwas über 20.000 Massai leben in dem 8.200 qkm großen Gelände.
Hashim entrichtet unseren Eintritt, ich muss hier vor Ort meine in Arusha schon abgegebenen Travellerschecks gegenzeichnen.
Wir fahren an Antilopen vorbei, einige Strauße und Zebras sind zu erkennen.
Nur noch eine kurze Fahrt und schon haben wir den atemberaubenden Blick auf den Ngorongoro-Krater. Der Sodasee leuchtet im Zentrum, vereinzelt kann man riesige Tierherden erkennen. Es bedarf keiner Erwähnung, dass sich hier jeder mit genügend Erinnerungsfotos eindeckt.
Etliche Kilometer sind auf der holprigen und staubigen Piste noch zu bewältigen, ehe wir am Eingang der Serengeti sind. Auf einer Erhebung können wir unsere Blicke in die endlose Weite schweifen lassen, Savanne und Steppe soweit das Auge reicht. Die Serengeti ist etwa so groß wie Schleswig-Holstein.
Das Dach des Landrovers wird hochgedrückt, das Abenteuer kann beginnen. Die ersten Tiere lassen nicht lange auf sich warten, Gazellen, Impalas, Wasserböcke, Buschböcke, Kudus und Giraffen, einige Elefanten in der Ferne. Plötzlich hält Hashim abrupt an, ein Löwe! Und nur wenige Meter vom Jeep entfernt, welch ein Gefühl. "Hoffentlich reichen meine Filmrollen", dieser Gedanke beschleicht mich. Eigentlich habe ich mehr als genug mitgenommen, aber wenn das so weitergeht.....
Wir fahren noch eine gute Stunde, müssen das Verdeck wieder schließen, es hat angefangen zu regnen, nachteilig für die Sicht, allerdings ist es jetzt nicht mehr so staubig.
Zum Tagesausklang begegnen uns noch einige Elefanten und Büffel, einer Pavian-Familie gewähren wir die Vorfahrt.
Es fängt schon an zu dunkeln, als wir das Seronera-Camp erreichen. Wir bauen unsere Zelte am Rand des Platzes auf. Zum Unmut von Reiner gibt es keinen Strom und kein fließendes Wasser, für mich ist es aber wichtig, in einer naturverbundenen Umgebung zu schlafen. Der Gedanke, in einer Luxus-Lodge, die in einem Natur-Reservat nun gar nichts zu suchen hat, zu nächtigen, womöglich mit Bedienung in Livree, nein, das konnte und wollte ich mir nicht antun - es hätte zu sehr nach Hollywood ausgesehen.
Unser Koch bereitet uns ein sehr schmackhaftes Abendessen, das wir unter dem Sternenhimmel einnehmen.
Noch ein kurzer Plausch mit Jaroslav und dem Fahrer, dann gehts ins Bett oder vielmehr ins Zelt. Einige Minuten noch im Licht der Taschenlampe lesen und schon übermannt uns die Müdigkeit.
Kurz nach Sonnenaufgang beginnt der nächste game drive. Bei herrlichem Sonnenschein genießen wir die Pracht der Serengeti und sehen bis auf Nashörner alle Tiere, die im Park beheimatet sind. Selbst ein Leopard auf einem Baum gewährt uns eine Audienz, er kann seinen Platz nicht verlassen, unter ihm wartet eine Herde Büffel mit Jungtieren.
An einem Baum hängen die Reste einer Antilope. Eine Schar Mungos begegnet uns, es ist ein drolliger Anblick. Eine kurze Zeit ist auch ein Gepard zu erkennen. Kurz vor Mittag dürfen wir das Auto verlassen und uns die Beine vertreten, wir gehen zu einem Fluss und beobachten Hippos und Krokodile.
Nach dem Lunch bauen wir unsere Zelte ab. Paviane schleichen ins Lager und suchen nach Essensresten, unsere Begleiter vertreiben sie mit gezieltem Steinwurf. Unterwegs zum Ngorongoro-Nationalpark halten wir kurz an einer Jugendherberge und kaufen etwas. Zwei Marabus stelzen stolz und bedächtig auf dem Hof herum.
Text und Fotos: Horst Wehrse
http://www.call-n-deal.de/reisen/reports/serengeti/serengeti.html Unterkunft
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