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Eine Reise in den hohen Norden: Natur, Natur und nochmals Natur - als Zugabe die eindrucksvollen Hauptstädte der skandinavischen Länder ... 14 Tage - 1202 Kilometer Den kompletten Bericht: www.carstenbohnen.de , Reiseberichte, Fotos, Bilder, Reiseinformation, Reisetipps weltweit. Schreiben Sie Ihren Reisebericht. Zeigen Sie Fotos und Bilder online. Reiseerfahrung mit anderen teilen!
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Mit dem Fahrrad nach Helsinki

Eine Reise in den hohen Norden: Natur, Natur und nochmals Natur - als Zugabe die eindrucksvollen Hauptstädte der skandinavischen Länder ...
14 Tage - 1202 Kilometer

Den kompletten Bericht: www.carstenbohnen.de

Durch Wind und Wetter nach Dänemark

Unsere erste Sorge galt an diesem Morgen dem Wetter. In der Nacht hätte es stark geregnet, so Vater, und auch der morgendliche Blick Richtung Himmel verhieß nichts Gutes. Doch wir ließen uns von den dunkeln Wolken nicht stören, stärkten uns am Frühstücksbüffet, holten unsere Räder aus dem kleinen Saal neben der Rezeption und machten uns gegen neun Uhr auf den Weg zur Ostseeküste. Kaum hatten wir einige hundert Meter zurückgelegt, waren sie wieder da, wie ein Rudel, dass über Nacht auf Beute gewartet hatte. Hupende und gestikulierende Autofahrer, die uns an diesem Morgen allerdings weit weniger anhaben konnten als am Vortag. Man gewöhnt sich an alles. Bald hatten wir Lübeck verlassen und kamen nach Bad Schwartau, der Marmeladenstadt. Vorbei an der Fabrik, die den Ort in ganz Deutschland bekannt gemacht hatte, fuhren wir weiter Richtung Timmendorfer Strand. Das Wetter, das am Morgen noch so bedrohlich gewirkt hatte, war inzwischen sonniger geworden. So gönnten wir uns, als wir nach ca. 22 km in Scharbeuz, einem netten Städtchen nördlich von Timmendorf, an die Ostsee kamen, eine längere Pause an der Landebrücke.

Von dort verlief unsere Route entlang der Küste, an der allerdings zu dieser für normale Urlauber frühen und kühlen Stunde noch nicht viel Betrieb herrschte. Nach einen kleinen Umweg, den wir Dank einer Autostraße in Kauf nehmen mussten, erreichten wir über ausgeschilderte Radwege Neustadt. Hier verließen wir die Küste und uns das gute Wetter. Der Himmel wurde dunkler und bald gestaltete sich die Etappe als ein Rennen gegen die Regenfront. Was wäre ein Rennen ohne Boxenstop? Den legten wir an einem Supermarkt in Lensahn ein. Die Vorräte des Frühstücks hatten wir auf den mehr als 50 km bis dort längst verbraucht, und obwohl es so aussah, als bekämen wir an diesem Tag noch Wasser von oben, mussten wir unsere Wasservorräte auffüllen. Gestärkt setzten wir die Etappe parallel zur A1 fort. Angesichts des Verkehrs der dort herrschte entschlossen wir uns in Oldenburg, dem Ende der A1, nicht der wahrscheinlich stark befahrenen B207 zu folgen, sondern den etwas weiteren aber ruhigeren Weg entlang der Bahnstrecke zu fahren. Dort war es dann nicht nur ruhig, nein, selbst für Noithausener schien in dieser Gegend der Hund begraben zu sein. So war es bald schon ein Wunder, dass wir kurz nachdem es angefangen hatte zu regnen in Heringsdorf ein Wartehäuschen fanden, das uns und den Rädern Schutz vor dem nun immer stärker werdenden Regen bot. Zum Regen gesellte sich nun auch noch böiger Wind, und wir verkrochen uns in die hinterste Ecke der Bushaltestelle. Das ein alter Mann am Haus gegenüber in aller Seelenruhe im Garten werkelte störte uns nicht, schließlich wollte der bestimmt nicht noch am Nachmittag mit dem Rad nach Dänemark. Doch auch der „wetterfeste Alte“ war bald darauf verschwunden. Wir vertrieben uns die Zeit des Wartens mit Kartenstudium, Notizen im Tourtagebuch und dem Erforschen der Funktionen an Vaters neuem Handy. Nach einer ¾ Stunde ließ das Wetter die Weiterfahrt zu. Zum Schutz vor Spritzwasser, und im Gedanken an die nächsten Regenfälle, hatten wir Gamaschen übergezogen. Die Fahrt wurde ungemütlich: zu Spritzwasser und leichtem Regen gesellten sich Gegenwind und Steigungen. An einer dieser Steigungen, kaum eine halbe Stunde von Heringsdorf entfernt, erwischte uns der nächste Wolkenbruch. Dad suchte Schutz unter Bäumen am Straßenrand, ich flüchtete in eine Garage nahe der Straße. Wenig später stieß Vater zu mir, die Bäume waren dem Regen nicht mehr gewachsen und auch in der Garage begann es hier und da zu tröpfeln. Wir versuchten jetzt auch die Räder mit in den schmalen Spalt zwischen Auto und Brennholz zu zwängen, denn an ein Weiterfahren war vorerst nicht zu denken. Erneut verbrachten wir fast eine ¾ Stunde mit Kartenstudium, Brille putzen oder einfachem Warten, bis endlich der Regen nachließ. Als wir gerade unseren Unterstand verlassen wollten brach Panik im Ort aus, in dem wir zuvor nicht einen Menschen gesehen hatten. Das galt nicht etwa uns – nein – ein Kalb war entlaufen und irrte mitten im Gemüsegarten umher. Schnell wurde Vater mit einem Knüppel bewaffnet, und wir als lebendige Straßensperre eingesetzt. Das arme Tier schien die Aufregung kaum zu verstehen und ließ sich kurz darauf von seinem Besitzer – ohne jegliche Gegenwehr – nach Hause führen. Nach dieser lustigen Episode machten wir uns wieder auf den Weg Richtung Fehmarnsund Brücke.

Nur wenige Kilometer nachdem wir auf die stark befahrene B207 abgebogen waren tauchte die beeindruckende Brücke vor uns auf. Nach der langgezogenen Auffahrt machten wir – verbotener Weise – Halt mitten auf der Brücke, auf der auch die Eisenbahn den Fehmarnsund überquert. Nur ein Bild von der anderen Straßenseite sollte es sein, doch die Idee hatte einen Haken: Kaum geknipst, begann der Verkehr zu rollen. Autos, Lastwagen, Wohnmobile – alle Stoßstange an Stoßstange. So mussten wir minutenlang warten, Vater links, ich rechts der Straße. Irgendwann ebbte die Autoflut wieder ab, und wir machten uns auf den Weg zur Quelle der Blechkarawane, zur Fähre nach Puttgarden. Die Schönheiten der Insel Fehmarn interessierten uns wenig, denn die Regenpausen hatten uns aufgehalten und vor uns lagen immerhin noch 22 Kilometer bis zur Fähre. Obwohl es erneut begonnen hatte zu Regnen setzten wir unseren Weg auf der schnurgeraden und recht uninteressanten Europastraße fort. Gegen 1630 Uhr erreichten wir die Abfertigungsanlagen, wo mit uns Autos aus vielen Nationen auf die Fähre nach Dänemark warteten. Die meisten hatten uns wohl vorher überholt, doch nun war unsere Stunde gekommen. Langsam rollten wir an der Schlange vorbei, hatten schnell zwei Tickets, und rollten nur eine Viertelstunde später auf das Autodeck des Fährschiffs „Deutschland“.

Trotz der recht kurzen Überfahrt entschlossen wir uns die Packtaschen abzumontieren und mit nach an Deck zu nehmen. Glücklicherweise gab es auf dem „Arkadendeck“ Schließfächer in denen wir unseren „Ballast“ verstauen konnten. So erleichtert machten wir uns, nach einer Katzenwäsche auf der Toilette, daran das Schiff zu erkunden. Schon bald blieben wir am nächsten Fernseher hängen. Dort wurde das erste Zeitfahren der Tour de France übertragen, bei dem Jan Ullrich die Konkurrenz in Grund und Boden gefahren und das gelbe Trikot übernommen hatte. Natürlich hat solch ein Schiff mehr zu bieten. Uns zog es auf das Sonnendeck, denn inzwischen war das Wetter umgeschlagen und die Sonne brannte vom Himmel. Unsere Knochen freuten sich nach diesem kalten und verregneten Tag über die Wärme. Und da auch der Duty Free Shop zwei Radlern wenig zu bieten hatte, machten wir es uns auf dem Sonnendeck bequem. Viel zu schnell verging die Zeit, schon bald mussten wir zurück zu den Schließfächern, hinunter auf das Autodeck, das fast 300 PKW und einen EC Zug laden kann und die Räder erneut beladen. Kurz vor 1800 Uhr rollten wir von der Fähre und auf das dänische Zollamt zu. Dort suchte Vater vergeblich seinen Reisepass. Der hatte sich scheinbar in Luft aufgelöst, und so holte nur ich mir den begehrten Stempel. Beim traditionellen „Einreisefoto“ hielt plötzlich ein Polizeiwagen neben uns. Der Beamte erkundigte sich nach unserem Ziel und erklärte uns dann sehr freundlich den Weg. Ein erster positiver Eindruck von Dänemark. Der zweite folgte kurz darauf: Radwege trugen in diesem Land zurecht ihren Namen. Sie waren nicht nur hervorragend gepflegt, sondern auch bestens ausgeschildert.

Wir hatten uns auf Grund des guten Wetters entschlossen nicht in Rødby zu bleiben, sondern noch ca. 20 Kilometer bis nach Maribo zu fahren. So rollten wir locker parallel zur Autobahn über fast schon einsame Landstraßen unserem Ziel entgegen. In Maribo steuerten wir zuerst den Marktplatz an, versorgten uns mit dänischen Kronen und informierten uns auf einem Stadtplan über die Lage der Unterkünfte. Es war bereits 1930 Uhr als Vater sich im ersten Hotel nach einem Zimmer erkundigte. Doch die Auskunft dort war mehr als ernüchternd: Der gesamte Ort sei wegen eines Jazzfestivals ausgebucht. Es sei kein einziges Zimmer zu bekommen. Der sehr nette Poitier kannte allerdings noch eine Bed & Breakfast Unterkunft, die ca. sechs Kilometer entfernt liegen sollte. Er reservierte uns dort ein Zimmer für die Nacht. Wir waren froh ein Zimmer bekommen zu haben und nahmen uns vor in den nächsten Tagen der Tour „Hamburg – Helsinki“ eher nach einer Unterkunft Ausschau zu halten. Ein Problem war gelöst, ein anderes galt es zu lösen: In unserer Unterkunft gab es kein Abendessen, da aber unsere Mägen nach fast 120 Kilometern nach ihrem Recht verlangten, machten wir uns auf den Weg zurück zum Marktplatz, wo wir zuvor eine Imbissbude gesehen hatten. Nach dem Andrang dort zu urteilen musste das Essen gut sein, und da wir in unserer verschwitzten Radkleidung nicht in ein Restaurant wollten, genehmigten wir uns einen Cheeseburger mit Pommes Frites. Nach der wirklich guten „Fastfood“ Einlage machten wir uns auf den Weg nach Våbenstedt, das glücklicherweise sechs Kilometer in der richtigen Richtung entfernt lag. Als wir dort gegen 20.45 Uhr eintrafen wurden wir bereits erwartet. Der freundliche Besitzer zeigte uns unser Zimmer im ersten Stock, das zwar klein aber sehr sauber war. Dusche und WC waren ein paar Türen weiter, doch das störte uns wenig, denn an diesem Abend wären wir beide für eine Dusche wohl meilenweit gelaufen. Das nach der Dusche dann nicht mehr viel passierte, kann jeder verstehen, der schon einmal zwölf Stunden mit dem Rad unterwegs war.

Eine Achterbahn in Südschweden
Ein nasskalter Empfang in Finnland
Die Erfüllung eines Traums: Mit dem Rad nach Helsinki
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Autor: Carsten Bohnen
erstellt: 27.09.2003
gelesen: 3272 mal
Stichworte: Finland, Radtour, Stockolm, Helsiniki, Fahrrad
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