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Uummanarsuaq nennen die Grönländer den Süden der größten Insel der Welt. Unweit des berüchtigten Kap Farvel kletterten zwölf Männer und eine Frau am "Kap der Stürme", einer Landschaft, die geprägt ist durch Eiszeit, archaische Ursprünglichkeit, eine wilde Bergwelt und eine fast unglaubliche Unberührtheit der fantastischen Granitwände. www.michael-vogeley.de, Reiseberichte, Fotos, Bilder, Reiseinformation, Reisetipps weltweit. Schreiben Sie Ihren Reisebericht. Zeigen Sie Fotos und Bilder online. Reiseerfahrung mit anderen teilen!
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Uummanarsuaq - Senkrecht an Grönlands Ende der Welt

Die Erstbesteigung des Ingrids Toppen

Es ist der gleiche Tag. Walter Obster, Gymnasial-Manager aus Profession und Jäger aus Leidenschaft, mein Freund und Begleiter auf zwei Grönlandexpeditionen, und ich stülpen die Mückennetze über die verbrannten Gesichter und steuern den Naujarssuit von der Südost-Seite an. Das Kartenmaterial lässt viele Fragezeichen offen. Doch wie ist das Motto?

Durch Heide, Moor und fingerhohe Birken umrunden wir das Massiv, bis wir an zwei Schneefeldern stehen. Wir entscheiden uns für das südliche. Immer steiler klettern wir im weichen Firn, bis wir über bratschige Felsen mit Watzmann-Ostwand-Charakter ein Geröllfeld erreichen, das ein problemloses, aber anstrengendes Aufwärtssteigen ermöglicht. Das Seil haben wir in den Zelten gelassen, der III. Grad wird nur an einer Stelle erreicht. Meist steigen wir über Schrofengelände, was der höchsten Wand der Ostalpen sehr ähnlich ist. Der Unterschied: Wir turnen über raue Granitbrocken.

Abseits des Naujarssuit erreichen wir durch eine steile Schneerinne den Grat, thronen wenig später auf einem Gipfel, der einem Adlerhorst hoch über dem Eismeer gleicht und inhalieren die bizarre Unordentlichkeit einer fast unendlichen Gipfelwelt. Das Inlandeis hat sich irgendwann zurückgezogen und als Vermächtnis pralle Wände zurückgelassen. Nach Westen streicht ein Granitpanzer herab, der einen Vergleich mit der Bügeleisenkante im Bergell standhält. Tief drunten blinkt der See bei der Märchenwiese. Im Südwesten steilen dunkle Granittürme. Eisberge segeln im Grün der Fjorde, und über dem nahen Kap Farvel hängt eine Sturmwolke. Wir empfinden, wie sich vor 200 Jahren Bergsteiger gefühlt haben müssen, als sie das Mont-Blanc-Massiv erkundeten. Mir wird klar, dass unsere Zeit nie reichen wird, dieses Gebiet zu erkunden, geschweige denn zu erschließen.

Walter errichtet mit der ihm eigenen Sorgfalt einen Steinmann, den er in einer Senke (!) aufbaut, damit "ihn der Wind nicht umweht". Der Höhenmesser zeigt 1.020 Meter. Ich freue mich, dass der Freund einverstanden ist, diesen Gipfel nach meiner Frau zu benennen: Ingrids Toppen - "Toppen", Gipfel, nach alter grönländischer Manier.

Uns lockt nach dieser "Entjungferung" die zweite Besteigung des Naujarssuit. Wir hetzen, einen Wettersturz im Nacken, auf den Gipfel - einem breiten, mit riesigen Blöcken bewürfelt Plateau, wie von Titanen hingeworfen. Der Blick über Uummanarsuaq fasziniert. Das Kap Christian ist nahe, und der Blick auf die Eisberge im Anordliutsup ima, dem Eisfjord zum offenen Meer, fesselnd. Trübe, helle Wolken segeln über das Kap. Drohend steht eine Front über der Südspitze, die uns, nach einem Galoppabstieg, vor dem Lager mit Regen überschüttet. Ab in den Schlafsack! Der Regen trommelt auf die rote Plane des Zeltes. Es schüttet, wie es nur in Grönland schütten kann.

Es war ein Erfolgstag: Zwei Gipfel wurden erstbestiegen, eine Zweitbesteigung im Tourenbuch verbucht.
Und dazu die schöne Erstbegehung der Stürmerkante. Der Tag klingt in einer Fressorgie aus. Wir ignorieren die feuchtkalte Tristesse. Friede zieht im Lager ein.

1. Kapitel
Acht Jahre und eine Idee
Die Anreise
Von Wikingern, Grönländern, Eskimos und Inuit
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Autor: Michael Vogeley
erstellt: 23.10.2003
gelesen: 6780 mal
Stichworte: Grönland, Klettern, Bergsteigen
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