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19 Tage waren wir auf dem Beaver Creek unterwegs, 600 Flusskilometer lagen vor uns, am Ende die Yukon Brücke - unser Ziel , Reiseberichte, Fotos, Bilder, Reiseinformation, Reisetipps weltweit. Schreiben Sie Ihren Reisebericht. Zeigen Sie Fotos und Bilder online. Reiseerfahrung mit anderen teilen!
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Mit dem Kanu auf dem Beaver Creek

19 Tage auf dem Fluss

5. Juli – 1. Flusstag


Heute geht es los. Vorher bekommen wir noch eine ausführliche Instruktion anhand der Flusskarten. 11.21 Uhr Abfahrt, das Gepäck ist auf der Ladefläche des Ford Pick-up verstaut, die Kanus fest gezurrt und ab geht es Richtung Südosten.
Gegen 14.00 Uhr sind wir am Nome Creek – unserem Einsatzpunkt. Dort ist der Wasserstand sehr niedrig. Kanu bepacken und das Abenteuer kann beginnen. Mit uns starten Bea und Stephan und ein 4er-Team mit zwei Faltkanus.
Wir entdecken bei einer Treidelstelle Elch- und Bärenspuren und sind begeistert. Unterwegs probieren wir erst mal die Kanne fürs Kaffee kochen aus und machen eine Stunde Pause. Passieren die Stelle, wo der Nome Creek in den Beaver Creek mündet. Der Fluss wird etwas breiter. Finden dann eine geeignete Kiesbank zum Zelten. Dies ist nun unsere erste Nacht auf dem Fluss.

6. Juli – 2. Flusstag

In der Nacht werden wir wach, weil es gar nicht richtig dunkel wird, nur dämmerig zwischen 24.00 und 2.00 Uhr.
6.30 Uhr – es steht ein Regenbogen am Himmel. Wir trinken Kaffee und essen etwas Müsli. Es regnet heftiger und so verkriechen wir uns noch mal ins Zelt. Anderthalb Stunden später fahren wir los, fahren aber nur ca. 500 m, um auf einen Hügel zu klettern. Dies geht trotz gesamter Regenmontur ganz gut. Wir sehen wo der Fluss hin fliesst und entdecken dabei eine gute Stelle zum Fischen. Unten angelangt, fah-ren wir zur Einmündungsstelle des kleinen Zuflusses und marschieren, mit der Angel bewaffnet, los.

Wir beide haben keine Ahnung vom Fischen, uns wurde aber gesagt, dass dies kein Problem ist. Wir sollen die Angel einfach ins Wasser halten, dann beist schon ein Fisch an. So versuche ich zuerst mein Glück. Irgendwie klappt das mit der Technik des Angelauswerfens nicht so. Roland probiert`s und innerhalb von 10 min zieht er zwei schöne Äschen an Land. Juhu - unsere ersten selbstgefangenen Fische. Vor lauter Sache entgleitet mir ein toter Fisch, aber die Strömung ist langsam, so dass ich ihn wieder einfangen kann. Die Fische sind recht schlüpfrig, dass macht das Ausnehmen nicht so einfach. Auf diesen Erfolg gibt es erst einmal einen kleinen Imbiss.
Weiter geht’s auf dem Beaver Creek. Am Mittag türmen sich die Gewitterwolken am Himmel. Auf einer Kiesbank machen wir ein Nachmittagsschläfchen. Ich bin ganz verstört als mich Roland weckt. Bin immer noch nicht ganz angekommen in Alaska, der Jetlag ist noch nicht bewältigt.
Unterwegs sehen wir einen Weisskopfseeadler. Er sitzt direkt vor bzw. über uns, als wir mit dem Kanu unter dem Baum durchfahren.
Es gelingen ein paar gute Dias.
Am frühen Nachmittag bauen wir das Zelt und die Plane auf. Der Wind weht stark aus Osten. Die Plane hält dem nicht stand und so ist umbauen angesagt. Gegen 17.00 Uhr steht die Konstruktion. Zum Abendbrot gibt es Fisch, Pellkartoffeln und Tomaten, dazu ein Bier. Das tut gut und der erste Fisch schmeckt hervorragend. Ab und zu regnet es.

7. Juli- 3. Flusstag

Ich stehe gegen halb acht auf. Roland ist schon anderthalb Stunden wach und berichtet, dass es neblig war heute morgen. Jetzt ist es bedeckt und es kündigt sich Regen an. 9.00 Uhr - wir fahren los. Auf dem Fluss ist es kühl. Die Landschaft ändert sich. Die Kurven werden grösser und es gibt mehr Steilhänge am Ufer. Auf einer Kiesbank machen wir Rast und kochen eine warme Suppe. Es sind 20 °C, aber ich habe das Gefühl, dass es kälter ist. Als wir gerade Feuer machen wollen, läuft keine 100 m vor uns ein Elchbulle durch den Fluss. Er trappt locker dahin und wir stehen staunend mit offenen Mund da. Wir können es gar nicht fassen. Der Elch kam so schnell und schwupp ist er wieder in der Uferböschung verschwunden.
Nach dem Essen machen wir ein Nickerchen. Es fährt ein grünes Faltkanu vorbei. Die Leute – ein Pärchen – grüssen und winken.
Es geht weiter und wir sind auf dem Weg zur Cabin Borealis. Wir suchen sie, sie soll ganz nah beim Ufer sein. Doch wir sehen nichts. Stattdessen können wir ein kleines Stachelschwein fotografieren.
Weiter flussabwärts sehen wir nochmals einen jungen Elchbullen am Ufer. Wir fahren noch bis zur Kiesbank direkt bei den White Mountains. Morgen wollen wir wandern.

Heute gibt es gebratenes Steak, Reis und Tomatensalat. Beim Essen treibt ein grüner Zweig vorbei, schneller als die Strömung. Roland entdeckt, dass es ein Biber ist. Weiter unten auf der gegenüberliegenden Uferseite hat er seinen Bau, keine 50 m von unserem Lagerplatz. Später beobachten wir ihn und seine Familie.
Das Wetter ist besser geworden. Der Himmel ist bewölkt mit kleinen Föhnwolken und Cumuli.

8. Juli – 4. Flusstag

Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg zu einem der vielen klei-nen Gipfel der White Mountains. Wir besteigen den Berg von der Südseite. Am Fluss kämpfen wir uns durchs Unterholz und machen dabei Lärm, um etwaige Bären und Elche zu vertreiben. Bei einem schattigen Loch liegt noch ein Rest Schnee. Es geht steil auf-wärts. Aber wir scheitern an einer Felswand, wo es kein Durchkommen gibt. Also müssen wir wieder 150 m Höhenmeter hinunter. Laufen dann parallel zum Fluss und gelangen nach drei Stunden oben an. Wir sind sozu-sagen auf dem Pass und haben 470 Höhenmeter bewältigt. Von oben haben wir eine Aussicht auf das Delta zur rechten Seite und den Fluss zur linken Seite.
Die Nordwand besteht fast nur aus Geröll- und Steinhalden. Hier wäre der Aufstieg sicher einfacher und über-sichtlicher gewesen.
Wir wagen uns auf ein Felssprung vor, um die Aussicht zu betrachten. Es geht ganz schön steil bergab und so halten wir uns dort nicht allzu lange auf. Roland hört etwas Pfeifen. Es ist ein Murmeltier. Es hat etwas weiter oben Posten bezogen und lässt sich durch uns nicht stören. Später döst es sogar etwas.
Auf dem Pass machen wir Rast im Schatten und essen etwas. Danach starten wir den Abstieg. Er dauert etwas mehr als eine Stunde. Am Fluss angekommen ist erst mal Waschen angesagt, wir sind völlig verschwitzt.
Es ist sehr heiss; 28°C im Schatten. Der Tag vergeht mit Wäsche waschen, Kaffee trinken, Fischen und Abendbrot essen. In der Nacht gegen 22.30 Uhr sind es noch 23 °C und ich sitze in kurzen Hosen vor dem Zelt.

9. Juli – 5. Flusstag

Am Morgen sehen wir zwei Pärchen Kanadagänse mit ihren Küken. Die Biber sind auch schon unterwegs.
Unterwegs fischen wir drei Äschen, braten und essen sie gleich. So frischen Fisch haben wir noch nie gegessen und es ist für mich einmalig, dass so tun zu können.
Es ist so heiss, dass ich mich nackt ins Wasser lege zum Abkühlen. Roland ist von der Aussicht so begeistert, dass dabei der Arretierungsring vom Objektiv kaputt geht.
Beim Fahren auf dem Fluss sehen wir noch eine Elchkuh. Sie schaut uns lange nach, genauso wie ich ihr.
19.30 Uhr bauen wir unser Zelt auf. Es sind 26 °C und ich sonne mich. Nun werden die Wolken immer dichter und es gibt einzelne Gewitter über den Bergen.

10. Juli – 6. Flusstag

Heute ist es bedeckt und es regnet leicht.
Bevor wir losfahren, steuern wir aufs andere Ufer zu, um einen Blick über die Taiga zu werfen. Aus der Flussperspektive sehen wir oft nur den Uferstreifen und wissen gar nicht, welche Landschaft uns umgibt.
Nach zwei Stunden Fahrt machen wir Rast für eine Stunde, kochen Kaffee und ge-niessen die schöne Aussicht.
Weiter geht’s. An einer Holzbarriere halten wir an, um zu fischen. Wie wir nun sehen, hat ein Biber diese Barriere für sich auch als Bau genutzt. Wir fischen drei mittlere Äschen. Halb vier paddeln wir wieder los. Eigentlich sollten nun die Stellen kommen, wo man treideln muss, wegen umgestürzter Bäume. Ein Baum liegt quer über dem ganzen Fluss, aber wir können unten durchfahren. Treideln müssen wir das Kanu nicht. Nun sind wir auf der Suche nach dem Durchbruch, welcher nun laut Flusskarte kommen sollte und geraten darüber in Streit. Roland zweifelt an der Karte. Unsere Flusskarten sind von 1952 und so ein Wildfluss verändert nun mal seinen Lauf durch Hochwasser.
Gegen 19.00 Uhr ist für heute Schluss. Der Fisch ist schon ganz weich und so gibt es Fischsuppe. Das Wetter hat sich im Laufe des Tages gebessert. Es sind 20 °C.

11. Juli – 7. Flusstag

9.45 Uhr ist Abfahrt von unserem Camp. Wir sehen ein Wiesel durch den Fluss schwimmen, von weitem sieht es wie ein Entenpärchen aus. Wir wissen nicht genau wo wir sind und das trübt die Stimmung. Wir finden keinen Anhaltspunkt auf der Kar-te. Mittags treffen wir ein Paar aus Fairbanks, welches mit einem Schlauchboot un-terwegs ist. Sie haben GPS und können uns sagen, wo wir gerade sind. Wir unterhalten uns noch etwas mit ihnen und machen dann eine Stunde Pause. Wir sind viel weiter gekommen als angenommen.
Heute müssen wir immer mal wieder über Kiesbänke fahren und treideln. Dies führt zu Meinungsverschiedenheiten zwischen uns.
Gegen 16.30 Uhr treffen wir ein Pärchen aus der Schweiz – Jacqueline und Collin – sie sind mit dem Faltkanu unterwegs und haben den gleichen Weg vor sich. Sie haben ebenfalls GPS und zeigen uns auf der Karte, wo wir sind. Auf der Suche nach einem geeigneten Zeltplatz kommt wieder Missstimmung auf. Gehen schon bei Zeiten ins Zelt. Es gibt viele Mücken, da kein Wind geht.

12. Juli – 8. Flusstag

Nach dem Frühstück erkunden wir den Zufluss ca. 500m oberhalb unseres Zeltplatzes. Collin und Jacqueline sind schon vorbei gefahren und ich mache eine neue Entdeckung – Collin steht im Kanu, also müssen wir bzw. Roland als Steuermann, dies auch vermögen.
Auf unserer Erkundung sehen wir Bären - und Elchspuren. Wir wagen uns jedoch nicht weiter in den Wald. Es ist uns etwas zu unsicher. Wir sind schliesslich nur mit Bärengas bewaffnet.
Unterwegs kommen wir an einer Steilwand vorbei und sehen dort eine Schneeschaf mit ihrem Kitz. Weit über uns fliegen Steinadler und singen.
Später fangen wir drei Äschen und verdrücken sie gleich. Es kommt ein kräftiger Regenschauer dazwischen.
Es wird immer später und wir halten Ausschau nach dem Willow Creek, der nun bald in den Beaver Creek münden soll. Kommen an einem Jagdlager vorbei mit vielen Elchgeweihen. Halten kurz an und ich schneide mir den Spiegel ab, der an einer Hüt-te hängt. Das Lager ist nicht gerade sehr ordentlich verlassen worden. Im Dickicht wimmelt es von Stechmücken. Die Jäger sind bestens ausgerüstet, sie haben sogar zwei Motorboote und einen Gastank für warmes Wasser.
Kurz darauf sehen wir ein rotes Kanu auf einer Kiesbank liegen und erkennen die Landepiste. Soll das schon Viktoria Creek sein? Laut Karteninstruktion sollten wir hier unser Kanu checken und eventuell gegen das vom Ufer austauschen. Fahren etwas weiter und sehen einen schöne Stelle. Wir vermuten das dies der Willow Creek ist und sehen auch Felsen. Sind uns dann aber wieder unschlüssig. Vom Weiten sehen wir Jacqueline und Collin und fassen den Entschluss, sie zu fragen, wo wir sind. Sie sagen uns, dass wir schon viel weiter hinter dem Victoria Creek sind. Wir wundern uns und fragen uns zum x-ten Mal, ob die Karten wohl stimmen. Wir tragen unsere Position auf der Karte ein. Das wir schon viel schneller vorwärts gekommen sind als geplant, ist eine neue Tatsache und wir müssen uns mit dem Gedanken erst an-freunden. Paddeln dann noch zwei Flusskurven weiter und schlagen das Lager auf. Es weht ein heftiger Wind. Wir befinden uns in einer Art Windkanal, gegenüber ist eine Felswand und hinter uns Wald. Es gibt wieder Streit zwischen uns und ich laufe ein Stück auf der Sandbank entlang, entdecke dabei frische Bärenspuren, was nicht gerade beruhigend ist. So nah haben wir noch nie am Wald gezeltet. Beim Abendbrot gibt es eine grosse Diskussion. Ich finde, dass der Urlaub überhaupt nicht schön ist und das wir so etwas zusammen wohl nicht mehr machen sollten. Roland findet das auch. Vielleicht stimmt das ja. So gegen 23.30 Uhr kriechen wir in unsere Schlafsäcke und versöhnen uns wieder. Heute war es bedeckt und sehr windig, ztw. schon stürmisch.

13. Juli – 9. Flusstag

Halb fünf am Morgen – der Wind weht so heftig, dass ich meine, das Zelt müsste jeden Moment abheben. Ich wünsche mir, ich könnte die Kirchenglocken und den Zug in Schüpfen hören, wie zu Hause. Nach einer dreiviertel Stunde lässt der Wind nach und fängt halb acht wieder an heftig zu blasen. Wir stehen auf und packen alles zusammen. Abfahrt 9.45 Uhr – wir beschliessen heute nicht so lange zu fahren wie gestern. Mit der Orientierung auf der Flusskarte klappt es heute besser. Nun nehmen wir jeden Zufluss für „voll“, auch wenn er noch so klein ist.
Heute fangen wir fünf Fische, Ich vier und Roland nur einen. Wir nehmen sie gleich aus und entschuppen sie.
Suchen bald darauf einen guten Platz zum Zelten mit Aussicht flussauf- und abwärts. Es sieht nach starkem Regen aus und so bauen wir einen Planenunterstand. Bei Regen und 19 °C Lufttemperaturen waschen wir uns im Fluss. Das tut gut, endlich mal wieder frisch und sauber zu sein. Zu den Fischen gibt es Reis und Möhren. Nach drei Stunden lässt der Regen nach und unsere Sorge das Hochwasser kommen könnte, verflüchtigen sich.
Plötzlich sehen wir eine Elchkuh mit ihrem Kalb flussabwärts. Beide durch-queren den Fluss, das Kalb muss schwimmen. Wir finden es beeindruckend und einfach genial, dass wir die Tiere gesehen haben. Darauf trinken wir ein paar Schlucke Whisky. Zum Abschluss des Tages gibt es noch Kaffee.

14. Juli – 10. Flusstag

Wir fahren wie immer gegen 9.30 Uhr los. Der Morgen ist etwas hektisch. Es sieht schon wieder nach Regen aus. Paddeln bis kurz vor 12.00 Uhr. Roland bekommt das Feuer nicht an und hat deswegen ein kleines Tief. Das Holz ist nass. Es gibt Rühreier mit Speck, dazu Kaffee. Nach gut 5/4 Stunden fahren wir weiter. Je nach Kurve haben wir extremen Gegen- oder Seitenwind. Die Gegend ändert sich, die Berge ver-schwinden, wir kommen in die Yukon Flats (Sümpfe des Yukon). An einer flachen Stelle dreht sich das Kanu und wir fahren rückwärts unter Bäumen hindurch. Roland ruft: „Kehren“, aber die Strömung ist zu stark. Zum Glück kentern wir nicht. Jetzt liegen überall viele Bäume im Wasser. An manchen Stellen türmen sie sich zu meter-hohen und meterlangen Barrieren. Wir fragen uns, wie das wohl im Frühjahr sein muss, während der Schneeschmelze, welche gewaltigen Wassermassen dann den Flusslauf verändern.
An einer solchen Holzbarriere entscheiden wir uns für den rechten Arm . Der linke ist nicht weit einsehbar und sehr schnellfliessend. Anfangs müssen wir ein Stück treideln. Bald darauf schlagen wir unser Camp auf. Diesmal auf einer hohen Sandbank von gut 100 m Länge. Roland fischt aus Langeweile und fängt zwei Äschen als Vorspeise, danach gibt es die letzten beiden Steak als Ragout mit Nudeln. Nach dem Essen beobachten wir einen jungen Biber. Wir kauern am Ufer und müssen einige Mückenstiche in Kauf nehmen. Doch es lohnt sich, er kommt bis auf 10 m zu uns heran geschwommen. Um ihn nicht zu erschrecken, machen wir kein Foto.
Ein Schauer zieht vorüber, begleitet von einer heftigen Windböe. Das Zelt hebt fast ab und wir müssen uns hineinlegen, um es zu stabilisieren. Ich hasse diesen extremen Wind und finde es auch zu Hause schön. Wir diskutieren über unsere Stimmungen und finden das drei Wochen Paddeln zu lange sind. Wir sind nicht die Typen, die es lange auf einer Sandbank aushalten. So vergeht der Abend.

15. Juli – 11. Flusstag

In der Nacht hat es angefangen zu regnen. Wir versuchen Feuer zu machen, aber das Holz ist zu nass. Starten dann noch einen Versuch mit dem Kocher, der kippt um und so gibt es nur eine Tasse Kaffee für uns zwei. Der Regen beunruhigt mich. Was ist, wenn es so weiter regnet? Vor lauter Nervosität muss ich zweimal in die Büsche.
Kurz nach 9.00 Uhr paddeln wir los, im Kanu geht es uns besser. Wir haben das Gefühl, die Situation unter Kontrolle zu haben. Nach nur einer Kurve stösst der linke Arm wieder zum rechten Arm und der Beaver Creek ist wieder breiter. Gegen halb zwölf halten wir bei einem angeschwemmtem Baum und kochen Kaffee. Unterm Baum gibt es genügend trockenes Holz. Wir trocknen noch ein paar Kleider. Der Regen hat aufgehört.
Aber schon nach einer Stunde verdichten sich wieder die Wolken. Wir sehen einen Uhu, fahren etwas näher heran und der Uhu macht vor lauter Sache eine Bruchlandung in eine Birke. Noch einmal gibt es eine heikle Situation, wir fahren zu langsam und die Strömung treibt uns zu den herabhängenden Ästen am Ufer. Roland muss den Kopf einziehen.
Nun gibt es keine Berge mehr zu sehen, nur noch Fluss und Ufer. Wir vermissen den Blick auf den Horizont. Gegen zwei Uhr kommt starker Wind auf, wie in den Tagen vorher. Wir haben ztw. starken Gegenwind und müssen mächtig paddeln, um über-haupt vorwärts zu kommen. Unterwegs versuchen wir unser Anglerglück, aber heute beisst kein Fisch an. Gegen halb sechs am Abend kochen wir unser Essen auf einer Sandbank mit starkem Westwind. Wir beschliessen weiter zu fahren und einen Platz zu suchen, wo der Wind nicht so stark weht. Nach ca. 1 km finden wir einen Platz. Es sind 14 °C und es weht ein kühler Wind. Ein Wolkenband zieht Richtung Osten.

16. Juli – 12. Flusstag

In der Nacht war es ziemlich kalt. Ich habe gefroren. Wir brechen gegen 10.00 Uhr auf. Ein kurzes Stück begleiten uns die Möwen, die wir schon seit fünf Tagen immer wieder mal sehen. Sehen später einen Weisskopfseeadler, Biber und andere Vögel. Weiter flussabwärts attackiert uns eine Möwe, als wir ihren grauen Jungen am Ufer mit dem Kanu zu nahe kommen.
Am späten Nachmittag kochen wir und es fängt schon an zu tröpfeln. Wir bauen einen Planenunterstand. Mit der Zeit wird es uns langweilig. Ein Biber zieht seine Runden und schlägt ab und zu mit dem Schwanz. Wir machen eine kurze Expedition ins Ufergebüsch, aber das bringt gar nichts.
Der Fluss ist vom gestrigen Regen ganz trüb und steigt. Wir haben zwei Stöcke als Markierungen gesetzt, um den Wasserstand zu beobachten. Es regnet bis ca. 1 Uhr, gegen 22.30 Uhr regnet es am heftigsten. Wir schlafen unter der Plane im Schlaf-sack, immer den Fluss und die Pegelstöcke im Auge. Es wird kühl; 6°C.

17. Juli – 13. Flusstag

Der Fluss ist weiter angestiegen und so fahren wir zeitig los. Ich habe Tuch, Hut und Handschuhe angezogen. Die Wolken verdichten sich schon wieder. Nach der Warmfront in der Nacht folgt nun die Kaltfront. Mitten auf dem Fluss werden wir von einer Böenwalze eingeholt. Wie ein grosser schwarzer Klos stürmt sie auf uns zu. Das Kanu wird ans Ufer gedrückt und wir vertäuen es im Gebüsch. Es hagelt und wir flüchten in den dichten Hochwald, um ein wärmendes Feuer zu machen. Nach einer dreiviertel Stunde ist der Spuk vorüber und wir paddeln weiter. Meine Handschuhe sind nass und so ziehe ich Rolands Lederhandschuhe an. Halb zwölf machen wir Rast auf einem Biberbau am Ufer. Es gibt eine kleine Suppe und Tee. Der Wind weht mit Windstärke 7 und der Luftdruck steigt stündlich um 1 mbar. Halten an, um einen Schauer abzuwarten und weiter geht’s mit kräftigem Wind. Unterwegs sehen wir junge Biber, wie sie den Biberschwanzschlag üben. Der Fluss ist schätzungsweise einen Meter gestiegen, das Wasser ist braun und es gibt keine Sand- und Kiesbänke mehr.
Die Suche nach einen geeigneten Lagerplatz dauert länger, schliesslich finden wir einen Platz zum Anlegen und schleppen die wichtigsten Dinge, wie Kochausrüstung, Zelt, Schlafsäcke und Essen die Uferböschung hinauf. Heute gibt es Weisskohl mit Reis. Am Abend beobachten wir einen Biber, wie er vor lauter Freude mindestens 8x mit seinem Schwanz schlägt. Vom Hochwald haben wir eine gute Sicht über den angestiegenen Fluss. Es sind 17 °C und wolkenlos.

18. Juli – 14. Flusstag

Am Morgen sind es nur 3 °C und ich darf meine kalten Füsse zu Roland in den Schlafsack stecken. Es ist schön und der Luftdruck bleibt unverändert hoch. Die Landschaft hat keine markanten Züge mehr. Am Mittag machen wir Rast auf einem winzigen Rest einer Kiesbank. Lassen uns zwischendurch treiben. Ich bin so müde und könnte einschlafen. Neben uns schwimmt das Treibholz. Am Nachmittag sehen wir zwei junge Elche am Ufer. Sie schauen uns an und verschwinden dann in der Uferböschung.
Gegen 18.00 Uhr kommen wir zum Swede Boys Camp, einem verlassenen Jagdcamp. Dort bauen wir unser Zelt auf, und ich hole aus der Hütte noch einen Topf, den wir noch gebrauchen können. Laut Karte befindet sich nur ca. 200 m entfernt der Olaf Lake. Hin-ter der Wiese geht ein Pfad in den Busch. Wir versuchen es erst auf dem Weg am Flussufer entlang und entdecken dabei ein altes Holzboot. Der Weg endet jedoch und wir versuchen es vom Ufer weg, so wie es Mario uns beschrieben hat. Sehen Bärenspuren und finden einen Wassergraben, aber wir haben keine Lust mehr uns durchs Unterholz zu kämpfen. Es ist warm 20 °C und wir schwitzten unter unseren langen Regenmänteln, die wir zum Schutz vor den Mücken angezogen haben. Nach dem wir beide Objektivdeckel für die Kameras verloren haben, kehren wir um.

19. Juli – 15. Flusstag

Kurz nach der Abfahrt kommen wir zum Durchbruch, wo der Fluss in den Olaf Lake hineinführt. Wir paddeln den Durchbruch entlang bis uns ein Baum den Weg ver-sperrt. Es muss nicht mehr weit sein bis zum See. Aber keine Chance. In einem Zufluss versuchen wir es mit Fischen, aber wir haben gar keinen richtigen Halt auf der Holzbarriere und müssen sehen, dass wir das Gleichgewicht halten.
Ich werde müde und so machen wir eine längere Pause. Es ist heiss und ich schlafe unter den Bäumen. Heute sehen wir nur wenige Biber. Kurz vor unserem Tagesziel, finden wir eine Sandbank und die Spuren lassen vermuten, dass Collin und Jacqueline gestern hier waren. Wir freuen uns, dass wir nicht alles die Böschung hinauf schleppen müssen. Holz liegt auch bereit und wir brauchen nur unser Zelt aufzubauen. Wir kochen, essen und waschen uns dann im Fluss. Es sind immer noch 28 °C gegen 22.00 Uhr.

20. Juli – 16. Flusstag

Kurz nach dem Aufbruch am Morgen, kommen wir zum Saxon Shortcut, einem Ver-bindungsarm zum Yukon. Wir hoffen, dass wir durchfahren können, wollen wir doch endlich auf den grossen Yukon. Aber schon nach 600 m heisst es umkehren. Eine riesige Holzbarriere versperrt uns den Weg. Nichts war es mit Abkürzen. Wir sind beide enttäuscht und so fällt das Stimmungsbarometer.
Bis zur ersten Pause gegen 12.00 Uhr bleibt die Stimmung frostig, nun müssen wir noch zwei weitere Tage auf dem Beaver Creek paddeln.
Am Nachmittag sehen wir einen jungen Schwarzbär. Er sonnt sich am Ufer und wir können ihn fotografieren.
Rolands Zigaretten sind alle und es dauert nun doch noch länger bis wir in Steven Village sind. Harte Zeiten für den Raucher brechen an.
Heute ist es sehr heiss und wolkenlos.

21. Juli – 17. Flusstag

In unserem Camp besucht uns am frühen Morgen ein Stachelschwein und auch die Erdhörnchen sind sehr aktiv. Kurz vor Mittag erreichen wir den Zusammenfluss von Beaver Creek mit einem Ausläufer des Yukon. Sein Wasser ist grau und sandig. Die Breite des Flusses nimmt um das Doppelte zu. Am Ufer sieht man ganz deutlich die Abbruchkanten vom Hochwasser.
13.00 Uhr – der Yukon liegt vor uns. Es ist gigantisch, und wir fühlen uns in unserem kleinen Boot wie auf dem Ozean. Der Yukon teilt sich in mehrere Arme und wir fahren in den Martens Slough ein. Dieser Arm ist immer noch gewaltig breit.
Der Himmel wird wieder dunkler und so bauen wir am frühen Nachmittag unser Lager auf. Die Plane steht und so kann ich nach dem Essen die lange Kiesbank erkunden. Wir schlafen unter der Plane – versuchen es zumindest, aber die Mücken geben keine Ruhe.

22. Juli –18. Flusstag

3.30 Uhr aufstehen und 4.30 Uhr Abfahrt. Wir suchen uns einen Weg durch das Inseldelta des Yukon und werden dabei von Möwen umkreist. Am frühen Morgen ist dies recht laut. Die Sonne kommt hinter den Bäumen hervor.
Gegen 11.00 Uhr müssen wir eine Zwangspause einlegen, der Wind hat so stark zugenommen, dass wir das Kanu nicht mehr manövrieren können. Wir versuchen es zwar kurz, aber keine Chance. Es ist sehr gefährlich. Auf den Sandbänken toben Windhosen. Also müssen wir warten - bei schönstem Sonnenschein. Zuerst schlafen wir etwas und lesen unsere Bücher zu Ende. Später erkunde ich die Umgebung und finde ein Wasserloch. Hurra sauberes Wasser und kein sandiges Yukonwasser mehr. Wir sind beschäftigt mit Wasser abkochen und Tee trinken.
18.30 Uhr – der Wind hat nachgelassen und wir können die Fahrt fortsetzen. Wir müssen trotzdem noch kräftig paddeln. Anfangs wollen wir es besonders schlau machen und quer über den riesigen Fluss paddeln, um die Innenkurve zu nehmen, doch das bringt gar nichts und so halten wir uns am rechten Uferrand.
Eigentlich wollten wir noch bis nach Steven Village – dem einzigen Dorf auf der ganzen Strecke – fahren, aber wir sind todmüde und so schlagen wir kurz hinter der Windy Bend unser Lager auf. Kochen noch eine Kleinigkeit und kriechen dann in die Schlafsäcke.

23. Juli – 19. Flusstag

Gegen 10.45 Uhr kommen wir nach Steven Village. Zuerst benachrichtigen wir Peter und vereinbaren einen Termin zum Abholen an der Yukon Brücke.
Laufen dann durch das Dorf und suchen den einzigen Laden. Nach mehreren Hinweisen haben wir Glück, denn der Ladenbesitzer öffnet gerade. Wir kaufen Zigaretten, kleine Kuchen und etwas zu Trinken. Die erste Zigarette tut Roland gut und mir schmeckt ein Blaubeerküchlein.
Weiter geht`s beflügelt vom Etappensieg. Der Wind nimmt noch mal zu und wir müssen aufpassen, dass wir nicht parallel zu den Wellen getrieben werden. Gegen 14.00 Uhr kommen wir zu den Hamlin Hills. Dort machen wir eine Stunde Pause. Um die grosse Kurve geht es zügig, da sich der Fluss zwischen den beiden Eingangshügel hindurchzwängt. Dann lässt die Strömung nach, an beiden Uferseiten sehen wir nun ab und zu Blockhütten und Bojen für die Fischnetze. Wir paddeln weiter, machen immer mal wieder eine kleine Pause zwischendurch. Die lange Gerade von fast sieben Meilen erscheint uns endlos. Aber dann sehen wir die Rohre der Alaska Pipeline. Hurra die Yukon Brücke ist nur noch eine Meile entfernt und endlich taucht sie hinter der Flussbiegung auf.
18.30 Uhr – wir sind an der Yukon Brücke. Nach 19 Tagen haben wir die 600 Flusskilometer geschafft und es liegen ereignisreiche Tage hinter uns.
Nach der Ankunft bauen wir das Zelt auf und essen unsere letzten Vorräte. Später laufen wir Richtung Brücke. Auf der Brücke zwingt uns aber die Lautsprecherdurch-sage zur Umkehr. Wir gehen ins Motel und essen noch ein Menü. Wir können es immer noch kaum fassen, wir haben es geschafft und sind stolz auf unser erstes bestandenes Wildnis-Kanu-Abenteuer.
Ankunft in Fairbanks und Vorbereitung
Unterwegs mit dem Auto
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Autor: Carolin Müller
erstellt: 27.11.2003
gelesen: 1599 mal
Stichworte: Reisebericht Alaska 2003
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