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Ich habe nicht sehr gut geschlafen, ohne Schlafsack war es kalt. Nachts holte ich mir eine zweite Decke vom Bett nebenan. Gegen 5:30 merkte ich, daß es sehr hell und klar ist. Um 6 Uhr stehe ich auf und gehe im Hemd auf den Balkon: Sonnenaufgang, klare Sicht. Ich laufe auf die andere Seite des Hauses (umlaufender Balkon): DAAAH sind die Berge !! Aber was da für Klopper in der Morgensonne liegen!! Am auffälligsten ist der Machhapuchhare (6997). Er sieht aus wie das Matterhorn, nur daß hier die Steilwand nach Süden zeigt – direkt zu uns, Luftlinie von Pokhara 30 Kilometer. Ausführlicher Bericht bei: www.storyal.de, Reiseberichte, Fotos, Bilder, Reiseinformation, Reisetipps weltweit. Schreiben Sie Ihren Reisebericht. Zeigen Sie Fotos und Bilder online. Reiseerfahrung mit anderen teilen!
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Nepal - Trekking unter dem Annapurna

SONNENAUFGANG AM POON HILL

20. März 1997, Donnerstag, Ghorapani

Seit 2 ½ Stunden sind wir jetzt (16:45) im Moonlight Hotel von Ghorapani. Ich habe gleich nach der Ankunft die 24-Stunden-Sonnen-Energie-Heiß-Wasser-Dusche benutzt. Es waren keine 5 Grad, sondern 15 bis 18, aber trotzdem hart für mich und nur verschwitzt zu ertragen. Dann bin ich (nackt) in meinen herrlichen Schlafsack gekrochen: Eine Stunde Ruhe. Ich wache auf, weil die Füße und die Hände kalt sind. Im Zimmer 14 Grad, draußen 11. Mein Digitalthermometer habe ich immer am Mann. Der Heuschnupfen ist noch nicht in Ordnung. Gestern war es schlimmer. Der Hals tut weh, ich krächze wie ein Rabe, aber morgen ist es besser. Im Schlafsack brauche ich nur was anzuziehen und es ist warm - aber nach zwei Stunden hält man es nicht mehr aus, weil es zu heiß ist!

Heute bin ich schon gegen 4:40 aufgestanden, weil ich um 21 Uhr schon im Schlafsack gelegen habe. Kein Problem. Aber vom Schlafsack aus sah ich die Sterne – da konnte ich nicht länger liegen bleiben! Ich gehe ca. 150 Meter (mit Taschenlampe: Ganz wichtig!) vor die Siedlung, die nur aus ein paar Häusern besteht. Alles ist dunkel. Träger kommen vom Berg mit Taschenlampen herunter. Sie wollen wohl die Mulis aufsatteln. Sternenhimmel und Wolken. Ich erkenne am Himmel nichts wieder – beschämend für einen Hobbyastronomen. Es ist alles neu an dieser Stelle der Welt und um diese Zeit. Ich habe Sternenkarten für 5 Uhr mit, aber die habe ich jetzt nicht dabei. Ich gehe noch weitere 250 Meter, hier ist nur noch Natur, kein Licht, kein Morgenschimmer und jetzt: Der große Wagen! Deichsel nach oben, der Wagen war hinter einem Berg. Langsam sieht man im Osten, daß der Kontrast der Profillinie der Berge größer wird. Das ist nur ein kurzer Moment, dann geht es schneller. Gegen 5:15 sind kaum noch Sterne zu sehen. Ich gehe wieder zurück und lege mich wieder in den schönen, warmen Schlafsack. Um 6:30 stehe ich auf, Zähne putzen, Rasieren, Katzenwäsche. Frühstück ist gegen 7:30, ich warte auf den Guide, gegen 7 Uhr waren wir verabredet, der Porter ist da.

Um 8:15 ist Aufbruch. Es kommt eine anstrengende Strecke, immer bergauf. Immer an der Flanke des Berges nach oben, der 2607 Meter hoch ist. Nur Treppen!! Steinhaufen, eine Hütte mir einer großen Familie und Terrassenfeldern in diesem kargen Gelände. Ich fange an zu rechnen und zu zählen: Mein Puls soll nicht mehr als 120/min schlagen. Das ist als Dauerleistung das Maximum, was ich ohne größere Mühe schaffe. Bei dieser Pulszahl gehe ich 60 Stufen pro Minute nach oben. Das ergibt ca. 7 Meter Höhendifferenz pro Minute. Das kommt mir als Dauerleistung für mich unheimlich viel vor, das ist es auch. Ich kann diese Leistung nicht 5 Stunden hintereinander ohne Pause erbringen. Wieviel Watt sind das bei ca. 63 bis 65 Kilo? Der Herr Ingenieur hat die Formel nicht parat – mit Scharno wäre das nicht passiert. { In Halle setzen wir uns am 17.04.1997 hin und rechnen es mal aus: Das entspricht einer Leistung von ca. 75 Watt. Ein gesunder, junger Mensch schafft 100 Watt als Dauerleistung ohne Probleme.} Aber an der Tagesleistung kann man erkennen, daß dieser Wert plus/minus 10% stimmt, denn heute haben wir einen Anstieg von 1.300 Metern bewältigt. Für einen alten Mann eigentlich zu viel. Aber außer mit dem Hals habe ich keine Probleme. Bergab wäre es schlimmer gewesen, dann spüre ich rechts mein Knie. Es tut nicht weh, aber ich merke, daß ich da ein Knie habe. Die Sandalen sind hervorragend, auch, daß der Porter den Rucksack schleppt, ist unbezahlbar. Wenn ich den tragen sollte, würde ich trotz High-Tech-Backpack auf der Strecke bleiben. Mein kleiner Rucksack – Conny hat den gleichen – ist sehr gut. Mehr als eine Wasserflasche, ISO-Matte, Pullover, Schal, Sonnenbrille, Foto, Notverpflegung, Nagelset und Notmedizin ist da nicht drin: Höchstens zwei Kilo.

Auf dieser Strecke war viel Verkehr: Die Träger mit der Campingausrüstung sind offensichtlich früher gestartet, als wir. Jetzt überholen wir sie. Gegen 10:30 haben wir das schlimmste Stück geschafft. Es gibt einen Tee in einer Lodge. Dann geht es weiter. Wir sind schneller, als es der Guide geplant hat, um diese Zeit wollen wir eigentlich unseren Lunch nehmen. Gegen 12 Uhr sind wir in Nangethanti und es gibt Zwiebelsuppe und Momo (Fleischbällchen mit einer Teighülle). Sehr gut.

Wir sitzen eine Stunde in der Sonne auf einer schönen Veranda. Dann gehen wir noch einmal 5/4 Stunden durch ein waldiges Gelände leicht nach oben und schon sind wir hier. Jetzt sitze ich im 'Restaurant' des Moonlight Hotels. Die Augen tränen, die Nase läuft. Links ein toller Blick, der Annapurna South ist gut zu sehen, er ist immer mal mehr oder weniger in den Wolken. Morgen bei Sonnenaufgang werden wir auf dem Poon Hill (3210) sein. Ein tolles Panorama erwartet uns, wenn der Himmel klar ist. Auch jetzt schon ist das Panorama berauschend: Viele weiße Berge, viele Wolken, blauer Himmel, dazwischen Schneegipfel und Schneewände.

Gestern waren es noch 26 Grad, spätestens ab Nangethanti aber merkte man, daß es kälter wurde, trotz Sonne. Ich guckte auf das Thermometer: Es waren 14 Grad, kein Wind, bewölkt, Sonne nur manchmal.

Es geht leicht bergauf, überall sieht man Regenwald mit vielen Orchideen (nur einzelne blühen um diese Zeit). Große Rhododendronbäume (!), voller Blüten, alles rot und die Baumstämme dick mit Moos, Orchideen, Luftwurzeln und Lianen behangen. Rechts unten ist immer ein Fluß zu hören. Die Schlucht ist sehr tief und sehr steil und mit diesem dichten Rhododendron-Regenwald bewachsen. Selten kommt man direkt an das Wasser ran: Es ist ganz klar und eiskalt, sicher kann man es trinken. Aber ich fülle meine Trinkflasche auch heute wieder mit Mineralwasser aus der Plastikflasche: Sicher ist sicher. Ein verkorkster Magen, ein falscher Tritt und dieser tolle Urlaub ist vorbei und wir haben ein großes Problem! Deshalb bin ich hier viel vorsichtiger als auf der Tour mit Stefan – außerdem habe ich ja Cati und Conny versprochen, an meine Grenzen zu denken.

21. März 1997, Freitag, Tatopani

Heute war der Tag mit pausenlosen impressive views !! Es fing schon früh an: Aufstehen um 4:45 und ¼ Stunde später Aufbruch mit Taschenlampe auf den Poon Hill (3194). Es war schrecklich anstrengend. Die Temperatur lag unter plus drei Grad und oben auf dem Berg waren es ca. minus ein bis zwei Grad. Am Abend hatte ich richtige Probleme: Ich habe gefroren wie verrückt. Ist das die Höhenkrankheit, wohl kaum. Viel eher war der Sun powered Shower viel zu kalt. Aber deshalb hatte ich mir am Morgen, obwohl ich inzwischen warm geworden war, viel zu viel angezogen. Außerdem hatte ich mir noch die Daunenjacke von Bishnu aufdrängen lassen und meine Bergstiefel das erste Mal angezogen. Damit war dann in kürzester Zeit ein Aufstieg von rund 300 Metern Höhendifferenz zu absolvieren. Dazu noch die Dunkelheit: Trotz Taschenlampe läuft man im Dunkeln wesentlich unsicherer als bei Sonnenschein.

Aber oben war alle Mühsal vergessen. Es gab einen heißen Kaffee (50 Rp.) und eine wahnsinnige Aussicht auf die Berge rechts und links des tiefsten Einbruchstales der Welt (Kali Gandaki), in dem wir in den nächsten Tagen hoch laufen werden. Es war am Anfang (gegen 5:30) hier oben noch recht dunkel, aber man konnte schon ahnen, was hier zu sehen sein wird.

Mit zunehmendem Licht wurde die Sicht besser und nach dem Sonnenaufgang gegen 6:15 wurden die Bergspitzen rot und gelb beleuchtet und es präsentierte sich ein ganz irres Panorama: Fotos können das nicht zeigen, obwohl ich heute wohl 60 Bilder von diesen Bergen gemacht habe. So etwas kann man nur erleben: Links das Massiv des Dhaulagiri und rechts die Berge des Annapurna. Beide Gipfelreihen im frühen Sonnenlicht, manchmal von Wolken teilweise verdeckt. Ein unbeschreiblicher Rundblick von ca. 200 Grad inklusive Sonnenaufgang. Das ist mit Worten nicht zu beschreiben. Schon technisch bekommt man das nicht auf ein Bild.

Wir steigen um 7 Uhr wieder runter, es gibt Frühstück und wir starten gegen 8:30 nach Tatopani, immer diese Berge vor der Nase. Immer so weiß, weißer geht es nicht, gegen den blauen Himmel. Rhododendronbäume voller Blüten, kleine Dörfer mit ruhigen und gelassenen Menschen. Einfach schön.

Im Gegensatz zu gestern ging es heute nur bergab. Wahrscheinlich von Ghorapani aus mindestens 1000 Meter nach unten. Kaum, daß es mal eine 10-Meter-Steigung gab. Nur runter in dieses tiefe Tal des Kali Ganda, ein reißender Bergfluß. Jetzt führt er wenig Wasser, aber an den Felsbrocken in seinem Bett, an den Schuttmassen und den hohen Flußwänden kann man ahnen, was hier in zwei bis drei Monaten los sein wird!

Auch runter hatte ich heute keine Probleme, die Knie und die Füße haben hervorragend mitgemacht. Das ist zuallererst den wirklich unbezahlbaren Sandalen zu verdanken, die schon in Sumatra und Malaysia mit von der Partie waren: Gerade heute habe ich gemerkt, wie hart die Bergstiefel im Vergleich dazu sind. Die Sandalen haben unter der Ferse eine Luftfeder eingebaut. Am Anfang dachte ich, das wäre Spielerei. Aber es hat den tollen Effekt, daß man nicht so hart auftritt. Die Stöße auf die Wirbelsäule werden ganz deutlich verringert. Besonders bei den ca. 8000 Treppenstufen (!), die ich heute runter gestiegen bin – bei jeder einzelnen merkt man es.

Viel Staub gab es heute auch: Es muß Glimmer o.ä. gewesen sein. Dabei habe ich für Conny einen schönen solchen glitzernden Stein aufgesammelt. Glimmer führt zu extremen Bergrutschen in der Regenzeit und jetzt zu einer 30 mm dicken Staubschicht auf den Wegen. Mein Heuschnupfen ist trotzdem besser!

Hier sind wir gegen 15:30 angekommen. Nachdem das Gepäck auf dem Zimmer deponiert war, stieg ich in die heiße Quelle direkt am Fluß – ca. 35 bis 40 Grad, sehr heiß aber ein unschätzbares Vergnügen in einer kalten Gegend mit vermeintlichen Sun powered Showers. Vorher wusch ich alle meine dreckigen Socken in warmem Wasser. Guide und Porter sahen zu, wie ich in der Unterhose ins Wasser stieg. Sie machten aber nicht mit, wahrscheinlich hatte ihr Gott etwas dagegen. Das hielt sie aber nicht davon ab, die englischen, deutschen und einheimischen Frauen sehr aufmerksam beim baden zu beobachten.

Anschließend kaufte ich mir – seltener Fall – ein Tuborg-Bier, ich hatte einen richtigen Heißhunger darauf. Aber nach der halben Flasche war diese Gier gestillt, den Rest trinken Porter und Guide, während ich zum Abendbrot esse: Pilze, Kartoffelbrei und zwei Nepali-Tea. Gegenüber auf dem steilen Hang des Tales brennt plötzlich das Unterholz. Ein faszinierendes Schauspiel in der Dunkelheit. Ich mache noch einen Spaziergang durch das langgestreckte Dorf. Viele Touristen sind hier, das scheint eine der wichtigsten Einnahmequellen zu sein. Vorher habe ich zwei Schals gekauft, einer auf der Straße life handgewebt (150 Rp.) einer aus Kaschmir (250 Rp.).

Jetzt bin ich müde und gehe in meiner Holzkammer ins Bett. Es ist 23 Grad warm (!) und der Fluß rauscht wie eine Meeresbrandung.

21.03.1997, 19:50, Namaste Lodge, Tatopani



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Trekking
STEIL BERGAUF UND RHODODENDRON
Tipps, Hinweise, Ratschläge, Wetter, Reisezeit - Trekking in Nepal
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Autor: Jürgen Albrecht
erstellt: 06.12.2003
gelesen: 8351 mal
Stichworte: Nepal,Trekking, Annapurna, Himalaya, Jomsom,Tour Pokhara - Muktinat ,
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