Reistipps für den Libanon!Wenn man sich den Libanon als Reisziel auswählt, ist die erste Aufgabe sicherlich alle Freunde und Verwandten zu beruhigen und zu versichern dass der Ruf des Libanons schlechter ist als die Realität. Das ist kein Wunder, da in den Medien der Libanon immer nur dann vorkommt, wenn die Hisbollah eine Rakete nach Israel schickt oder wenn es um terroristische Organisationen kommt. Auch der 16 jährige Bürgerkrieg ist den Leuten noch in lebhafter Erinnerung.
Steckbrief Libanon
Staatsname: Republik Libanon
Staatsform: parlamentarische Republik
Einwohner: ca. 3,5 Mio. (Auslandslibanesen: 13-16 Mio.)
Fläche: 10 452 km².
Städte: Beirut (Hauptstadt) ca. 1,5 Mill. Einwohner, Trablus (Tripoli) ca. 190.000 E., Zahlé ca. 55.000 E., Saida (Sidon) ca. 50.000 E., Baalbek ca. 20.000 E., Es Sur (Tyrus) ca. 18.000 E.
Sprache: Arabisch, meist auch Französisch bzw. teilweise auch Englisch (vor allem Jugend)
Zeitverschiebung: Mitteleuropäische Zeit (MEZ) +1 Std.; da es auch im Libanon eine Sommerzeit (ca. Ende April bis Ende Oktober) gibt, bleibt der Zeitunterschied von einer Stunde immer erhalten.
Stromversorgung: 220 Volt Wechselstrom, 50 Hz., 2-Pol-Stecker; Mitnahme eines Adapters nicht notwendig.
Klima und Bekleidung
Libanon liegt in der mediterranen Klimazone mit trockenen Sommern und recht regnerischen Wintern, wobei in den Bergen Schnee fällt. Im Sommer braucht man eigentlich nur Sommerbekleidung und vielleicht ein paar Pullover für die Berge, in den anderen Jahreszeiten sollte man jedoch auch Winterbekleidung wie Jacke, Haube und Handschuhe mitnehmen, da es vor allem in den Bergen sehr kalt werden kann.
Für Reisen besonders geeignet sind die Monate März, April, wo man in den Bergen noch Schi fahren kann, es aber an der Küste schon so warm ist, dass man sich durchaus ein Bad genehmigen kann. Es ist bei vielen Leuten beliebt am Vormittag Schi zu fahren und am Nachmittag sich auf den Strand zu legen.
Der Sommer ist an der Küste sehr heiß und schwül und sogar viele Libanesen ziehen in den Sommerferien in ihre Zweitwohnsitze in den Bergen, sodass viele Küstenorte fast ausgestorben sind.
Der Winter ist im Libanon zwar recht mild (an der Küste) aber oft sehr verregnet. Es kann oft sein, dass Straßen im Libanongebirge gesperrt werden und man daher nicht sein volles Programm durchziehen kann. Trotzdem hat auch diese Zeit seinen Reiz, vor allem weil die Orangen reif sind.
Sicherheit
Auch wenn es kaum jemand glauben mag, der Libanon ist ein sicheres Reiseland. In meinen vielen Reisen in dieses Land, ist mir noch nie ein Fall von Taschendiebstahl oder Raub vorgekommen. Die Leute sind alle sehr hilfsbereit und versuchen dem Touristen so gut es geht zu helfen. Auch betteln oder aufdringliche Händler in den Bazaren sind unüblich.
Nicht zu verbergen ist natürlich, dass Libanon noch immer im Krieg mit Israel ist und es daher sein kann, dass während Deines Aufenthaltes Israel eine Rakete in den Libanon schickt. Die Ziele der Israelis beschränken sich jedoch nur auf militärische Einrichtungen und Kraftwerke, also auf Orte wo Du sowieso nicht sein wirst.
Außerdem gibt es ein paar Regionen im Land, die man als Tourist auch meiden sollte. Das ist einerseits die nördliche Bekaa Ebene (nördlich von Baalbek), der Grenzstreifen zu Israel und die südlichen Vororte in Beirut (um die Palästinensercamps). Mir fällt zwar keine konkrete Gefahr ein, wenn man doch in diese Gebiete kommen sollte, aber in diesen Gebieten hat die libanesische Regierung keine volle Staatsgewalt und kann Dir im Fall eines Falles schwer helfen. Um Leib und Leben muss man aber auf keinen Fall Angst haben.
Wie gesagt, mir ist noch nie etwas Unangenehmes passiert und die Leute helfen Dir sofort, wenn Du Hilfe benötigst.
Individualreisen und Fortbewegung
Aufgrund der Offenheit der Bevölkerung eignet sich der Libanon sehr für Individualreisende. Es kommt nicht selten vor, dass man bei einer wildfremden Familie plötzlich zum Kaffee oder zum Abendessen eingeladen ist. Die Libanesen freuen sich über einen jeden Touristen und wenn Du Glück hast, bekommst Du von einem Einheimischen sogar ein Privatführung durch seine Stadt.
Die Fortbewegung im Libanon ist schon ein wenig schwieriger. Es gibt kein öffentliches Verkehrssystem außer Servicetaxis, welche jedoch schlecht angeschrieben sind und unregelmäßig fahren. Am besten ist, man fragt immer die Einheimischen wo die Servicetaxis losfahren und wie viel der Preis für Einheimische ist.
Ein Auto zu mieten halte ich für keine sehr gute Idee. Der Verkehr ist nicht vergleichbar mit dem Verkehr bei uns und wenn man die libanesischen "Verkehrsregeln" nicht kennt (z.B. Einbahnen die keine Einbahnen sind, bzw. keine Einbahnen, welche doch Einbahnen sind) kann eine Autofahrt nicht unbedingt zur Erholung beitragen.
Die von mir favorisierte Variante ist das Mieten eines Chauffeurs mit Auto. Die Vorteile liegen klar auf der Hand. Man hat einen Einheimischen der fährt und sich auch auskennt (schlechte Straßenbeschilderung), man ist absolut flexibel und hat keine Probleme im Falle eines Unfalles, wie das bei einem Mietauto währe. Außerdem sind die Kosten mit 70-100 Euro pro Tag auch nicht so hoch. Falls Du Interesse an dieser Variante habe, kann ich gerne versuchen Dir einen Chauffeur mit einem Auto in der gewünschten Größe zu besorgen (schreibe an: stefan@eisenbach.at).
Wenn man sich im Libanon fortbewegt wird einem noch ein anderer Umstand auffallen. Im Gesamten Land gibt es Checkpoints von der libanesischen und syrischen Armee. Libanesische Checkpoints erkennt man an den libanesischen Flaggen und den uniformierten Beamten, während die Beamten des syrischen Geheimdienstes meist in normalen Lederjacken anzutreffen sind (also ohne Uniform). Meist wird man einfach durch den Checkpoint durchgewunken und wenn man angehalten wird, soll man einfach sitzen bleiben und die Fragen des Beamten beantworten. Wenn er merkt, dass Du ein Tourist bist (meist recht schnell), wird man sowieso gleich durchgelassen.
Der Sinn von diesen Checkpoints ist mir nicht ganz klar, vor allem weil 90% der Zeit eh alle Autos durchgewunken werden oder oft sogar Checkpoints unbesetzt sind. Eine Erklärung wäre, dass so die Suche nach gesuchten Personen einfacher geht und man somit der Bevölkerung ein Gefühl der Sicherheit geben kann. Man braucht auf jeden Fall keine Angst vor Checkpoints haben und die Soldaten sind bis jetzt immer sehr freundlich gewesen.
Wo übernachten?
Die einzige Übernachtungsmöglichkeit im Libanon sind Hotels und diese sind um keinen deut billiger als Hotels in Europa. Die einzige Möglichkeit halbwegs billig auszusteigen ist, mit den Hotels zu feilschen (am besten schon von Europa aus per e-mail oder Fax sich einen Preis vereinbaren).
Privatquartiere werden nicht angeboten, da es de facto keinen Individualtourismus im Libanon gibt, jedoch kann ich Dir bei meiner Familie (ich bin Halblibanese) ein Privatunterkunft anbieten.
Das Haus befindet sich in der Nähe von Tripoli im Nordlibanon, wobei im Haus zwei Wohnungen für Gäste zur Verfügung stehen. Man hat hier die Möglichkeit einen Einblick in das typische, libanesische Leben zu gewinnen und Anschluss an eine libanesische Familie zu finden, außerdem fallen teure Restaurantbesuche aus, da man zu Hause essen kann.
In der Vergangenheit haben wir es mit "meinen" Reisegruppen so gehandhabt, dass wir fix im Privatquartier geblieben sind und sternförmige Tagesfahrten zu den Sehenswürdigkeiten des Landes gemacht haben (der Libanon ist ein sehr kleines Land und in einem halben Tag ist man an jedem Ort im Libanon).
Bei Interesse an einem Privatquartier bei meiner Familie, bitte an stefan@eisenbach.at schreiben.
Wie teuer ist ein Libanonurlaub?
Der Libanon ist sicherlich kein Billigreiseland und z.B. deutlich teurer als Syrien oder Jordanien. Wie schon oben erwähnt sind die Hotels meist sehr teuer und bei Restaurantbesuchen steigt man auch nicht sehr viel billiger aus als in Europa. Die Libanesen gehen eigentlich nur in Restaurants, wenn sie Feste feiern, ansonsten wird zu Hause gegessen. Wenn man in ein Restaurant geht, genügt es meist vollkommen Mezzé (Vorspeisenvariationen) zu bestellen, da dies besser schmeckt als die Hauptspeisen und von der Menge vollkommen reicht. Ich würde sagen, dass man mit 5-7 Euro (pro Person) für eine Mezzé rechnen muss.
Natürlich gibt es auch Straßenstände, bei denen man Falafel, Kebab oder Manoush essen kann (meist um einen Euro). Man sollte jedoch bei der Wahl der Straßenstände auf das hygienische Umfeld achten, damit es zu keinen bösen Erwachen mit Durchfall kommt.
Die Eintritte zu den Ausgrabungsstätten sind ebenfalls mit denen in Europa vergleichbar, man sollte jedoch nach einer Studentenermäßigung fragen, die oft deutlich billiger ist, als der reguläre Eintrittspreis (z.B. Nationalmuseum in Beirut).
Zum Schluss noch eine überschlagsmäßige Rechnung der Kosten:
Flug EUR 300-600 CSA, MALEV und TAROM fliegen recht billig nach Beirut und haben neue Fluggeräte
Nächtigung EUR 50 p. Nacht üblicher Hotelpreis
Auto mit Chauffeur EUR 70 p. Tag mit Servicetaxis steigt man billiger aus
Eintritte EUR 70 bis 100 bei Besuch der Hauptsehenswürdigkeiten
Mittagessen EUR 1-5 pro Tag Falafel oder dgl.
Abendessen EUR 7-10 pro Tag in Restaurants
Geld und Bezahlung
In fast allen Geschäften und Hotels werden Dollar und Euro ohne Umstände genommen. Für den Bazar oder den Kauf von Kleinigkeiten bei Straßenständen sollte man im Libanon bei irgendwelchen Wechselstuben ein paar Euros in Livre umtauschen. Falls man mit dem Bargeld nicht auskommt, so gibt es in jeder Stadt Bankomaten, bei denen man ohne Probleme Geld abheben kann, außerdem nehmen viele Restaurants und manche Geschäfte auch Kreditkarte. Meist nehme ich jedoch immer genug Bargeld mit, da dies das Einfachste ist.
Essen und Trinken
"Libanon, da kann man essen wie Gott in Frankreich" ... wie oft habe ich das schon von anderen Arabern gehört. Der starke französische Einfluss hat die arabische Küche im Libanon stark verbessert. Trotzdem sind viele Speisen noch immer sehr fett und ein Gläschen Whiskey nach einem großen Mahl kann nicht schaden.
Vorspeisen:
Eigentlich könnte man sich im Libanon nur von Vorspeisen ernähren. Meist bekommt man Mezzé serviert. Das sind viele kleine Vorspeisen und Pasten in kleinen Schüsseln, wobei man sich selbst seine Vorspeise zusammenstellen kann. Meist sind folgende Speisen bei einer Mezzé vorzufinden: Gefüllte Weinblätter, verschiedene Gemüsesorten (v.a. Karotten), Salatblätter, arabisches Brot, Joghurtpaste, Melanzanipaste (Auberginenpaste), Hummus (Kichererbsenpaste),...
Ein besonderer Genuss an heißen Tagen ist Tabouleh. Tabouleh ist ein Salat der hauptsächlich aus Petersilie, Tomaten, Kräutern und Buchweizen besteht und mit Zitrone mariniert wird. Der Salat wird entweder auf Brot oder auf große Salatblätter gelegt und so gegessen.
Hauptspeisen:
In den Hauptspeisen ist meist Fleisch enthalten, man kann sich aber mit Beilagen auch gut vegetarisch ernähren. Das Nationalgericht ist sicherlich Kbbé (wie man das auch immer schreibt), welches nichts anders als Fleischbällchen aus Faschierten Rind- und Lammfleisch, Buchweizen und Pinienkernen. Besonders beliebt sind auch Eintöpfe, welche dann mit Couscous gegessen werden. Ansonsten unterscheidet sich die Küche nur wenig von der Küche in anderen mediterranen Ländern. Meist bekommt man gegrillte Sachen (Spieße) und an der Küste sind Fischgerichte sehr beliebt.
Nachspeisen:
Nun kommen wir zum Spezialgebiet der Libanesen. Jeder von uns kennt die honigtriefenden türkischen Nachspeisen. Auch im Libanon bekommt man hauptsächlich Baklawa, jedoch wird in Libanon der Honig extra entfernt, damit das Baklawa nicht zu süß wird. Besonders gut sind die kleinen Nusstörtchen mit Pistazien oder Walnüssen. Es fällt mir auf jeden Fall nicht leicht an einer libanesischen Konditorei vorbeizugehen.
Kaffee:
Wenn man zu jemanden auf Besuch kommt, bekommt man sofort türkischen Honig und Kaffee serviert. Der arabische Kaffee ist ein kleiner Mokka, der meist stark gesüßt ist und oft wird noch das Gewürz Kardamom dazugegeben um einen besseren Geschmack zu bekommen. Im Libanon ist es recht unüblich Tee serviert zu bekommen.
Obst und Gemüse:
Im Libanon kann man das Leitungswasser meist NICHT trinken! Auch die Libanesen vertragen das Leitungswasser nicht. Man sollte beim Verzehr von Gemüse und Obst daher vorsichtig sein. Die Libanesen nehmen zwar zum Kochen auch nur Wasser aus der Flasche, jedoch sollte man in einfachen (billigen) Restaurants aufpassen was man isst. Mir ist es noch nie gelungen im Libanon Obst und Gemüse zu vermeiden, da dies bei jeder Speise dabei ist und meist ist auch alles gut gegangen. Jedoch gehört das Durchfallmittel zur Grundausrüstung in der Reiseapotheke!
1. Kapitel Wieso in den Libanon? Sehenswürdigkeiten
|