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Ich traue meinen Augen nicht, als ich heute morgen aus dem Fenster schaue: da erstrahlt im herrlichsten Morgenlicht der schneebedeckte Fujiama. In der Ferne ragt der Vulkan 3776 Meter majestaetisch aus dem Betonmeer empor. Ein neuer Tag in Tokio. Bewaffnet mit einem Plan der Japan Railway stuerze ich mich in die morgendliche Rushhour und scheitere naturgemaess am Fahrkartenautomaten. Japanischkenntnisse waeren praktisch. Ein freundlicher Beamter hilft, die YEN in den richtigen Schlitz zu stecken. Überall rennen Menschenmassen. Der Japaner geht naemlich nicht, er laeuft. Ich jogge mit der Masse durch den Bahnhof.. Erkennungsmelodien und Farben helfen, die richtige Bahn ausfindig zu machen. Jede Linie und jede Richtung hat offenbar eine besondere musikalische Note. Problematisch wird dieses „Erkennen Sie die Melodie??Enur, wenn mehrere Zuege gleichzeitig einlaufen. Da braucht der Pendler schon feine Lauscher, um festzustellen, ob das eigene Ziel angetraellert wird. Mein Ziel: Electronic City. Alles, was mit Elektronik zu tun hat, wird hier in Tausenden Shops feilgeboten. Technisch gesehen ist Japan Europa 5 Jahre voraus. Kein Lebensbereich, in dem nicht irgendwo ein Mikrochip verborgen ist! Die Japaner, ein technikbesessenes Volk! Der Hit dieses Jahr: Die Klobrille von Toshiba. (siehe Foto) In Japan setzt man sich naemlich nicht so ohne weiteres aufs Klo. Jedenfalls nicht, ohne vorher die Gebrauchs- und Warnhinweise gelesen zu haben. Diese sind von Brille zu Brille recht unterschiedlich. Allen gemeinsam ist jedoch ein seitlich angebrachtes, elektronisches Steuerungstableau mit Sensoren, Schaltern, Leuchtdioden und einem obskuren Drehregler. Ausserdem erhaelt der Ausscheidungswillige mittels einer Schemazeichnung Aufschluss ?Eer die korrekte Sitzhaltung auf dem Abort. Pech hat der Stuhlende, wenn die Warnhinweise nur auf japanisch die Innenseite des Klodeckels zieren. Dann heißt es, Morgentoilette auf gut Glueck! Kaum laesst man sich nieder, kuendigt ein leises Surren und hektisches Blinken der seitlich aufleuchtenden Warnsignale Ungemach an. Es gurgelt, es zirpt und man entwickelt wilde Fantasien, was alles schief gehen kann. Manchmal schiesst naemlich das Wasser auch von unten nach oben in diesen High ?ETech - Scheisshaeusern. Und dann heisst es nur noch: rette sich, wer kann... Einkaufen macht bekanntlich hungrig. Also steuere ich eine Garkueche an. Fachkundige Beratung tut hier Not. Doch Englisch? Fehlanzeige! Ich entscheide mich fuer das, was die meisten hier essen und erhalte einen Napf folgenden Inhalts: halblebendiger Seeigel in einer Art Quallensud, garniert mit Seetank. Das alles wabert ueber einer gallertartigen Fluessigkeit, auf deren Grund einige Wuermer schwimmen. Fremdartige Pilze, Zwiebelschalen und offenbar Kuechenabfaelle decken das Mal ab und verleihen der Komposition seine besondere Note. Gegessen wird diese suppenartige Mischung mit Staebchen. Loeffel sind in Japan unbekannt. Ein Blick auf den Nachbarn verraet, wie diese Speise in den Magen gelangt: Der Kopf versinkt unter schluerfenden Geraeuschen in dem riesigen Teller. Wie gut, dass der Seeigel keine Stachel mehr hat! Ich tue ihm gleich. Die Reste dieses Eintopfs werden mit den Staebchen in den Rachen gekehrt. Endlich speisen wie die Einheimischen! Und so schlimm war es gar nicht. Mit einem Lappen wische ich mir die Speisereste aus dem Gesicht und trete den Heimweg an. , Reiseberichte, Fotos, Bilder, Reiseinformation, Reisetipps weltweit. Schreiben Sie Ihren Reisebericht. Zeigen Sie Fotos und Bilder online. Reiseerfahrung mit anderen teilen!
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Guten Morgen Tokio

Ich traue meinen Augen nicht, als ich heute morgen aus dem Fenster schaue: da erstrahlt im herrlichsten Morgenlicht der schneebedeckte Fujiama. In der Ferne ragt der Vulkan 3776 Meter majestaetisch aus dem Betonmeer empor. Ein neuer Tag in Tokio.

Bewaffnet mit einem Plan der Japan Railway stuerze ich mich in die morgendliche Rushhour und scheitere naturgemaess am Fahrkartenautomaten. Japanischkenntnisse waeren praktisch. Ein freundlicher Beamter hilft, die YEN in den richtigen Schlitz zu stecken. Ãœberall rennen Menschenmassen. Der Japaner geht naemlich nicht, er laeuft. Ich jogge mit der Masse durch den Bahnhof..

Erkennungsmelodien und Farben helfen, die richtige Bahn ausfindig zu machen. Jede Linie und jede Richtung hat offenbar eine besondere musikalische Note. Problematisch wird dieses „Erkennen Sie die Melodie??Enur, wenn mehrere Zuege gleichzeitig einlaufen. Da braucht der Pendler schon feine Lauscher, um festzustellen, ob das eigene Ziel angetraellert wird.

Mein Ziel: Electronic City. Alles, was mit Elektronik zu tun hat, wird hier in Tausenden Shops feilgeboten. Technisch gesehen ist Japan Europa 5 Jahre voraus. Kein Lebensbereich, in dem nicht irgendwo ein Mikrochip verborgen ist! Die Japaner, ein technikbesessenes Volk! Der Hit dieses Jahr: Die Klobrille von Toshiba. (siehe Foto)

In Japan setzt man sich naemlich nicht so ohne weiteres aufs Klo. Jedenfalls nicht, ohne vorher die Gebrauchs- und Warnhinweise gelesen zu haben. Diese sind von Brille zu Brille recht unterschiedlich. Allen gemeinsam ist jedoch ein seitlich angebrachtes, elektronisches Steuerungstableau mit Sensoren, Schaltern, Leuchtdioden und einem obskuren Drehregler. Ausserdem erhaelt der Ausscheidungswillige mittels einer Schemazeichnung Aufschluss ?Eer die korrekte Sitzhaltung auf dem Abort.

Pech hat der Stuhlende, wenn die Warnhinweise nur auf japanisch die Innenseite des Klodeckels zieren. Dann heißt es, Morgentoilette auf gut Glueck! Kaum laesst man sich nieder, kuendigt ein leises Surren und hektisches Blinken der seitlich aufleuchtenden Warnsignale Ungemach an. Es gurgelt, es zirpt und man entwickelt wilde Fantasien, was alles schief gehen kann. Manchmal schiesst naemlich das Wasser auch von unten nach oben in diesen High ?ETech - Scheisshaeusern. Und dann heisst es nur noch: rette sich, wer kann...

Einkaufen macht bekanntlich hungrig. Also steuere ich eine Garkueche an. Fachkundige Beratung tut hier Not. Doch Englisch? Fehlanzeige!

Ich entscheide mich fuer das, was die meisten hier essen und erhalte einen Napf folgenden Inhalts: halblebendiger Seeigel in einer Art Quallensud, garniert mit Seetank. Das alles wabert ueber einer gallertartigen Fluessigkeit, auf deren Grund einige Wuermer schwimmen. Fremdartige Pilze, Zwiebelschalen und offenbar Kuechenabfaelle decken das Mal ab und verleihen der Komposition seine besondere Note. Gegessen wird diese suppenartige Mischung mit Staebchen. Loeffel sind in Japan unbekannt.

Ein Blick auf den Nachbarn verraet, wie diese Speise in den Magen gelangt: Der Kopf versinkt unter schluerfenden Geraeuschen in dem riesigen Teller. Wie gut, dass der Seeigel keine Stachel mehr hat! Ich tue ihm gleich. Die Reste dieses Eintopfs werden mit den Staebchen in den Rachen gekehrt. Endlich speisen wie die Einheimischen! Und so schlimm war es gar nicht. Mit einem Lappen wische ich mir die Speisereste aus dem Gesicht und trete den Heimweg an.

Besuch in einer Saftbar

Der eigentliche Feind Nippons ist die Bakterie. Schon in mikrobiologisch friedlichen Zeiten bewehren die Japaner ihre Atmungsorgane mit einem Mundschutz. Tokio ist so sauber, dass man sein Essen ohne gesundheitliche Folgen auch von der Strasse kratzen kann. Der ubiquitaere Keim hat hier keine Chance.

Flora und Fauna sind im Land der aufgehenden Sonne schon lange bezwungen. Nichts hasst der Japaner mehr als freie Natur, die sich selbst ueberlassen ist. Eine natuerlich spriessende Pflanze ist den Erfindern von Bonsai und Ikebana ein Dorn im Auge. Alles ist beschnitten, gestutzt, verkuenstelt, gentechnisch manipuliert. Selbst der wilde Strauch auf dem Mittelsteifen einer Autobahn fristet ein quadratisches Dasein.

Der Traum eines Japaners: ein Bonsaigarten mit einem kuenstlichen Teich aus destilliertem Wasser indem ein paar Koifische vegetieren. Etwa so, wie der Garten im Hof meines Hotels im Zentrum von Tokio. Die Buesche sind hier allerdings nicht quadratisch, sondern rund geschnitten. Und statt Blueten zieren Millionen Leuchtdioden die Pflanzen. Das sieht nachts wirklich sehr heimelig aus.

Ein paar Schritte vom Hotel entfernt befindet sich die Saftbar. Das Portal oeffnet automatisch. Ich betrete einen weißen Raum, der so sauber ist, dass man hier ohne weiteres Mikrochips herstellen kann. Drei vollkommen aseptische Wesen in weißen Kitteln und unter Haarschutz strahlen mich an. Dass es hier naturbelassenen Saft gibt, entnimmt man allenfalls den Bilddarstellungen vor den hochreinen Fluessigkeitsbehaeltern.

Die Zubereitung findet indes in einer Art Hochsicherheitstrakt statt. Kein Einzeller hat diesen Raum je gesehen. Abgeschirmt hinter Panzerglas arbeiten unter Laborbedingungen die Saftzubereiter. Auch hier keine Spur von Apfelsine oder Karotte. Diese lagern wiederum in einem Tresor aus blitzblanken Stahl. Ein digitales Thermometer gibt Auskunft ?Eer die Lagerbedingungen. Nur bei Bedarf geht dieser sterile Obstsarg auf. Doch auch in diesem entscheidenden Moment sucht das Auge vergeblich die ganze Frucht. Zum Vorschein kommen lediglich sorgsam abgepackte Portionen in vollkommen sterilen Plastiktuetchen.

Die Saftzubereiter, vermitteln den Eindruck, mindestens in Pharmazie promoviert zu haben. Sie sind umgeben von klinischen Seziermessern, Pipetten, Reagenzglaesern, Hochpraezisionswaagen und speziellen Zangen. An diesem Ort kann man ohne Probleme auch eine Notoperation wagen. Je nach Kundenwunsch treten sie in Aktion. Die Japaner lieben fein abgestimmte Saftmischungen, um ihren Vitaminbedarf abzudecken.

Ich entscheide mich f?E einen Cocktail aus Apfelsine, Karotte, Petersilie, Walnuss, Spinat und irgendwelchen geheimisvollen Tinkuren. Die Mixtur verfehlt ihre Wirkung nicht. Wenige Minuten nach Einnahme ist meine Jetlag ?EMuedigkeit wie weggeblasen...
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Autor: Weltreisender
erstellt: 05.02.2004
gelesen: 6406 mal
Stichworte: Asien, Japan, Tokio, Tokyo, Fujiama, Fuji,
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